Essen. .

Das vierte Filmfestival „Übermut“ der Aktion Mensch ist im Essener Cinemaxx gestartet. Zum Auftakt war die Regisseurin Julia Bacha zu Gast, die mit ihrem Film „Budrus“ zeigt, das Palästinenser und Israelis auch gemeinsam und friedlich für ihre Rechte kämpfen.

Wer ins Kino geht, möchte für gewöhnlich entspannen, sich für zwei Stunden in eine andere Realität versetzen. Dass Kino aber auch den Horizont erweitern und zum Nachdenken anregen kann, beweist die Aktion Mensch mit der vierten Auflage ihres Filmfestivals „Übermut“. In 100 Städten bundesweit werden zehn Filme gezeigt, die von gesellschaftlicher Veränderung erzählen und Menschen porträtieren, die sich engagiert für ihre Rechte einsetzen. Am Dienstagabend startete das Festival im Essener Cinemaxx, das noch bis zum 20. Juli läuft. Der Umzug aus dem in den Vorjahren bespielten Eulenspiegel erklärt sich mit der Barrierefreiheit des Kinos am Berliner Platz. Jeder soll teilnehmen können, deswegen ist bei jedem Film auch eine Gebärdendolmetscherin dabei.

Um regionalen Bezug zu schaffen, steht für jeden Film eine lokale Hilfsorganisation Pate. Greenpeace, Unicef, Lebenshilfe Essen - sie alle nutzen das Festival als Plattform, um ihre Arbeit vor Ort vorzustellen. Der Verein Junge Presse hat das Festival in Essen mit organisiert. Am Dienstagabend hatte die Ortsgruppe von Amnesty International einen Infostand vor dem Kino 8 aufgebaut. Denn mit dem Thema des Films „Budrus“ setzen sich auch die Amnesty-Helfer auseinander.

“Ich wollte die Seite des Widerstands zeigen, die in den Medien totgeschwiegen wird“

Regisseurin Julia Bacha hat für ihren Dokumentarfilm drei Jahre lang das kleine Dorf Budrus im Westjordanland begleitet. Sie zeichnet ein Bild des friedlichen Widerstands, Palästinenser, die sich mit Demonstrationen und Plakaten statt Waffen gegen den von den Israelis geplanten Zaun zu Wehr setzen. Denn für ihn müssten ihre Olivenbäume gefällt werden, die Haupteinnahmequelle des Dorfes.

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Von DerWesten

Auch Julia Bacha, die mit dem Film den Panorama-Publikumspreis der Berlinale gewann, ist am Dienstagabend zu Gast. “Ich wollte die Seite des Widerstands zeigen, die in den Medien totgeschwiegen wird. Der friedliche Protest von Männern, Frauen und Kindern, die sich für ihr Land und ihre Freiheit einsetzen“, sagt die Regisseurin im Anschluss an den Film.

Bis auf die Amnesty-Aktivisten sind an diesem Abend nur wenige Besucher gekommen. Biergarten-Wetter und das WM-Spiel der deutschen Frauen sind eben ein harte Konkurrenz. Wilfried Molis ist trotzdem dankbar für das etwas andere Filmfestival. Bereits seit 1972 setzt sich der 72-Jährige für die Essener Amnesty-Ortsgruppe ein, besuchte Roma in Serbien, setzte sich auch in Essen für die Rechte der Flüchtlinge ein.

Warum er das tut? „Weil ich es schon immer ungerecht fand, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden“, sagt er. Ungerechtigkeiten zeigen, auch das ist ein Ziel des Festivals. Die Filme sind vielleicht nicht so bequem, das Popcorn könnte bei einigen Szenen im Halse stecken bleiben. Aber sie machen Mut, aus dem gemütlichen Kinosessel aufzustehen und sich zu engagieren.