Essen. .
Egon Madsen hat im Aalto-Theater den Deutschen Tanzpreis erhalten. Ehrungen gab es auch für Eric Gauthier, Daniel Camargo und Achim Thorwald. Sie alle stammen aus dem Dunstkreis der Stuttgarter Kaderschmiede. Seit 1983 wird der Preis in Essen verliehen.
Man könnte fast vom Stuttgarter Familienklüngel sprechen. Wenn sie nicht so gut wären, in der Schwabenmetropole. Denn wieder einmal war die Gala im Aalto-Theater zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises nicht nur ein Treffen der deutschen und internationalen Ballett- und Tanzszene sondern - wie zuweilen schon in früheren Jahren - eine Stuttgarter „Familienangelegenheit“. Denn nicht nur der Träger des Deutschen Tanzpreises 2011, Egon Madsen, sondern auch die „Zukunft“-Preisträger Eric Gauthier und Daniel Camargo, sowie Achim Thorwald, der den Anerkennungspreis für seine Verdienste um den Tanz als Intendant entgegen nahm, stammen zumindest aus dem Dunstkreis der Stuttgarter Kaderschmiede.
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So würdigten der Verein zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland und der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik mit Egon Madsen einen der großen charismatischen Solisten der Stuttgarter Kompanie, den der legendäre John Cranko bereits im blutjungen Alter in die südwestdeutsche Tanzhochburg holte. Erinnerten historische Filmausschnitte an die Hoch-Zeit der 1960er und 70er Jahre, in denen der gebürtige Däne als Lenski aber auch in der Titelrolle von Crankos „Onegin“, als Armand in der „Kameliendame“ oder Gremio in der „Widerspenstigen Zähmung“ Furore machte, so berührte der 68-Jährige auf der Aalto-Bühne an der Seite seines nicht einmal halb so alten Kollegen Eric Gauthier als Quichotte in Christian Spucks Stück „Don Q.“.
„Egon, die Bühne braucht dich und du brauchst die Bühne, solang es geht“
Deutscher Tanzpreis 2011
Die Ovationen des voll besetzten Hauses und der überaus zahlreichen Kollegen und Weggefährten waren dem Duo sicher, taten beiden sichtlich gut - wie auch wohl die Kürzung der Choreografie um etwa eine halbe Stunde. Anrührend, wie Laudatorin und Solopartnerin Marcia Haydee aus der gemeinsamen Stuttgarter Zeit erzählte. Sie erlebte die Ankunft des „schüchternen Prinzen von Dänemark“ in Crankos Truppe, als sie selbst schon die Karriereleiter erklommen hatte. Heute sagt sie: „Egon, die Bühne braucht dich und du brauchst die Bühne, solang es geht“.
Dass „Zukunft“-Preisträger Eric Gauthier, der als Tänzer vielleicht noch eine Spur interessanter ist, denn als Choreograf, mit seiner Stuttgarter „Gauthier Dance“-Truppe (der einzigen Kompanie des Abends) anreiste und einen Querschnitt von „Orchestra of Wolves“ bis zum grandiosen Duo „Bang!“ mit Garazi Perez Olotiz und Armando Braswell präsentierte, zeigte ein glänzendes Niveau der Kompanie. Oder wie OB Reinhard Paß als Schirmherr formulierte: „Gauthier bringt das Ballett in unsere Gegenwart.“ Klassischen „Ballett-Zirkus“ von seltener Intensität und Ausdruck zelebrierte Daniel Camargo mit Elisa Badenes vom Stuttgarter Ballett in Petipas großem Pas de deux aus dem dritten Akt von „Don Quichotte“. Langer Jubel auch nach viereinhalb Stunden.