Essen. Gitarrist Steve Hackett kommt mit seiner „Genesis Revisited Tour“ in die Lichtburg. Jubel für ein Prog-Rock-Konzert der zeitlosen Art.

Für viele Fans, die die Gnade der frühen Geburt und insofern auch die Anfänge von Genesis seit 1967 erlebt haben, ist die englische Band allerdings spätestens seit 1977 gestorben. Dies war der Zeitpunkt, als zwei Jahre nach dem charismatischen Frontmann Peter Gabriel auch noch Gitarrist Steve Hackett Genesis verließ, die unter der Regie von Phil Collins fortan großen Erfolg mit eher pop-rockigen Klängen haben sollte. Mit seiner „Genesis Revisited Tour“ profiliert sich Steve Hackett in der restlos ausverkauften Lichtburg als überaus kompetenter Verwalter des musikalischen Genesis-Erbes.

Euphorisierter Fan-Chor stimmt mit ein

Das lebt sowohl in Hacketts Eigenkompositionen, als auch in liebevoll aufbereiteten Album-Livepräsentationen wie aktuell von „Selling England by the Pound“ weiter. „It`s one o`clock and time for lunch“, was Nad Sylvan nach Art eines harmlosen Kinderliedes intoniert, katapultiert das Publikum aus den Sitzen und ein euphorisierter Fan-Chor fällt in den eingängigen Refrain des Hits „I Know What I Like (In Your Wardrobe)“ ein. Das komplette `73er Album „Selling England by the Pound“ oder „by the Euro“ wie Steve „Ich bin ein European“ Hackett korrigiert, macht das umjubelte Repertoire der zweiten Konzerthälfte aus.

Steve Hackett, umgeben von seiner Band, in der Lichtburg.
Steve Hackett, umgeben von seiner Band, in der Lichtburg. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

In der ersten steht das immerhin auch schon 40-jährige Jubiläum von Hacketts drittem Soloalbum„Spectral Mornings“ im Mittelpunkt. Hinzu kommen neue Songs wie „Under the Eye of the Sun“ vom im vergangenen Januar veröffentlichten Album „At the Edge of Light“.

Rockige Einflüsse leben den Kontrast mit Jazz und Experimentellem, spanische Flamenco-Klänge verbinden sich organisch mit asiatisch angehauchten Harmonien. Und immer wieder sind es die seit der Genesis-Ära stilbildenden, aufbrausenden Keyboard-Wellenberge, die in barocker Choral-Wucht auf harte Gitarren-Riffs prallen, um im nächsten Augenblick wieder mit Spinett-Sound und zart gezupften Saiten in Rokoko-Verspieltheit federleicht umeinander zu tänzeln.

Das schwerste Los hat Sänger Nad Sylvan

Hackett agiert mit gewohnter Perfektion, und auch seine Band erfüllt höchste Ansprüche. Das schwerste Los hat sicherlich Sänger Nad Sylvan, da er sich dem Vergleich mit Peter Gabriel stellen muss. Klug hat er die Theatralik Gabriels reduziert, und singt mit individueller Note, aber dennoch dem Original verpflichtet. Nach über zwei Stunden und mehreren Zugaben gibt es Jubel und Standing Ovations für ein Prog-Rock-Konzert der zeitlosen Art.