Essen-Schuir. Die CDU-Ratskandidaten Ulrich Beul und Yannick Lubisch besuchen Bauernhöfe, um die Probleme der Landwirte zu verstehen. Zum Beispiel Kammesheidt.
Wer in Schuir den Kettwiger Panoramasteig an der Kapelle Maria im Maien vorbei wandert, nimmt auf dem Weg ins Ruhrtal einen steil herab führenden Trampelpfad, den die Leute hier „Wurzelweg“ nennen. Vorher bietet sich auf der Höhe eine Aussicht auf den Bauernhof der Familie Kammesheidt. Die CDU-Ratskandidaten Ulrich Beul und Yannick Lubisch kommen mit dem Fahrrad zum Hof. Sie möchten wissen, wo den Bauern vor Ort der Schuh drückt.
Wobei Lubisch ehrlich zugibt: „Die Möglichkeiten der Kommunalpolitik sind beschränkt.“ Ihm gehe es also nicht um Versprechungen, sondern ums Zuhören. Bauer Cord Kammesheidt empfängt die Besucher am Hoftor und führt über das Gelände. Seit kurzem ist der 29-Jährige der „Chef“ hier. Vater Heinrich trete nun kürzer.
Coronabedingt greifen die Menschen zu regionalen Produkten
Im Ruhrgebiet müssen die Bauern auf immer weniger Fläche und mit immer weniger Arbeitskräften viel mehr Menschen satt machen. Zunehmende Hitze und Trockenheit tun ihr übriges. Besonders schwierig das Spannungsfeld zwischen effektiver Produktion von Lebensmitteln und Naturschutz. Hier bringen sich lokale Landwirte beispielsweise durch Streuobstwiesen und Blühstreifen ein.
Die Corona-Pandemie brachte einen unerwarteten Effekt: Die Menschen kochen wieder selbst und greifen dafür verstärkt zu regionalen Produkten.
Hof Kammesheidt wurde 1476 erstmals urkundlich erwähnt
Der Hof in Schuir wurde urkundlich erstmalig 1476 erwähnt und gehörte früher als Lehngut der Reichsabtei Werden. Aus der Bezeichnung „auf der Kampmess-Heidt“ entwickelten sich der Familienname „Kammesheidt“ sowie der Straßenname „Kamisheide“. Die denkmalgeschützten Gebäude sind rund 200 Jahre alt, die Familie bewirtschaftet den Hof in der siebten Generation.
Um heutigen Anforderungen gerecht zu werden, wurden die Stall- und Wirtschaftsgebäude komplett modernisiert und erweitert. Es gibt drei Hektar Weihnachtsbäume und eine Viehherde von Galloway-Kreuzungen mit der Rasse Angus. Die Schlachtung erfolgt auswärts, zerlegt wird vor Ort.
Zu einem beachtlichen weiteren Standbein wurde der Veranstaltungsbereich ausgebaut. Cord Kammesheidt blickt sich um im rustikal-festlichen Interieur der Partyscheune: „Mein Vater hat sie noch zur Kartoffellagerung genutzt. Wir haben sie umgebaut und da einiges an Geld reingesteckt.“
Veranstaltungen ausgefallen – fünfstellige Summe fehlt
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Apropos Geld, die NRW-Corona-Soforthilfe wurde schnell gezahlt: „Wir können uns nicht beklagen. Doch dieser Taktik-Wechsel bei den Maßnahmen hat uns alle verwirrt. Das hätte besser kommuniziert werden können. Jeder von uns sollte mit gesundem Menschenverstand da rangehen.“
Wie groß ist das finanzielle Loch, das die Pandemie riss? Der Hof wird oft für Feierlichkeiten gebucht, besonders für Hochzeiten. Durch Corona hagelte es Absagen. Cord Kammesheidt gibt zu: „Wir sind schon hart getroffen. Auch unsere 450 Euro-Kräfte. Das sind zumeist Studierende, denen fehlen nun die Einnahmen. Wir hätten ab März bis auf Ostern an jedem Wochenende zwei Veranstaltungen gehabt. Uns fehlt jetzt eine namhafte fünfstellige Summe.“ Aber das kenne man aus der Landwirtschaft. „Es gibt gute und schlechte Jahre. Das muss man aushalten.“
Wahlkreis 28 für Kettwig, Schuir und Heidhausen
Die CDU-Ratskandidaten Ulrich Beul und Yannick Lubisch besuchen Landwirte, um deren Probleme zu verstehen. Bisher ist Beul Ratsherr für Bredeney, Fischlaken und Schuir.
Doch im Zuge der Neuordnung wurde das ländlich geprägte Schuir dem neuen Wahlkreis 28 zugeschlagen.
Yannick Lubisch skizziert den gewöhnungsbedürftigen Zuschnitt: „Werden-West, Heidhausen-West, Kettwig-Süd und Schuir.“ Er nenne diesen Wahlkreis aber einfach „Ruhrtal“. Der 25-jährige Lubisch trat 2013 der Union bei und übernahm bald darauf Verantwortung als Vorsitzender des Ortsverbandes Heidhausen-Fischlaken.
Hygienekonzept, feste Tischnummern und jede Menge Formulare
Zumal es langsam wieder losgeht. Geburtstage werden bald wieder gefeiert, es gibt eine erste Veranstaltung nach Corona, eine exklusive Möbelausstellung. Ein lauschiger Biergarten ist aufgebaut und ein wenig Kinderbespaßung: „Uns war es wichtig, alternative Einnahmequellen zu generieren, solange wir keine Veranstaltungen haben.“ Mit Hygienekonzept, festen Tischnummern und Formularen: „Von jedem Tag haben wir jetzt einen großen Zettelhaufen.“
Nun möchten die Politiker vom jungen Landwirt wissen, was er sich denn so wünsche von der Stadt Essen. Gar nicht so viel, stellt sich heraus. Vielleicht noch mehr Fahrradwege? Mit E-Bikes könne man mühelos der Topographie trotzen. Der katastrophale Straßenzustand nerve: „Wie lieblos das immer nur geflickt wird. Das hält doch nicht lange.“ Die Herren Kommunalpolitiker wollen schauen, was sich machen lässt.
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