Essen-Kettwig. Der Nachbarschaftskreis Bögelsknappen appelliert an Politiker im Ausschuss für Stadtplanung: Die Anwohner sehen historisches Ensemble gefährdet.

Mit einem eindringlichen Schreiben wendet sich der Nachbarschaftskreis Bögelsknappen an die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung und Stadtplanung. Das Gremium tagt am Donnerstag, 18. Juni.

Hintergrund ist der geplante Verkauf des städtischen Grundstücks hinter der Villa Ruhnau seitens der Stadtverwaltung, damit zusammenhängend aber ebenso die Bewertung, ob es sich bei dem historischen Villengebäude nun um ein Denkmal handelt oder nicht.

Anwohner zweifeln an einer „ergebnisoffenen Prüfung“

Das Gebäude am Bögelsknappen 1 hat im Laufe seiner Geschichte mehrere Nutzungen erfahren, war u.a. Gaststätte, Kinderkrankenhaus und Wirkungsstätte des Architekten und Künstlers Werner Ruhnau.
Das Gebäude am Bögelsknappen 1 hat im Laufe seiner Geschichte mehrere Nutzungen erfahren, war u.a. Gaststätte, Kinderkrankenhaus und Wirkungsstätte des Architekten und Künstlers Werner Ruhnau. © Carsten Klein

Zur Erinnerung: Mitte Mai teilte die Stadt Essen mit, dass die Villa Ruhnau keine Denkmalwürde bekommt. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass das 1905/06 errichtete Gebäude mit seinem Relikt von 1875/76 heute nur noch als Baukörper überliefert sei.

Der Nachbarschaftskreis Bögelsknappen hält nun dagegen: Das Denkmalamt der Stadt Essen habe lediglich eine „konsolidierende Untersuchung“ des historischen Gebäudes durchgeführt, mit der es Begründungen für sein in der Vergangenheit nach Aktenlage getroffenes Urteil „nicht denkmalwürdig“ gesucht habe. Es habe daher keine ergebnisoffene Prüfung gegeben – sagen die Anwohner.

Korrespondenzen in der Denkmal-Akte vorgefunden

Ausdrücklich habe die Referentin nur Gründe suchen und formulieren sollen, die „gegen den Denkmalwert sprechen“. „Dies geht nicht nur aus dem Bericht des Denkmalamtes, sondern auch aus Korrespondenzen in der Akte hervor. Der gesamte Vorgang ist in vieler Hinsicht fragwürdig und anfechtbar“, erklärt Dorothee Lehmann-Kopp als Vertreterin des Nachbarschaftskreises. Der Nachbarschaftskreis habe die Akten eingesehen.

Es sei „eine gegengutachterliche Stellungnahme durch einen renommierten Denkmalschutzexperten bereits in Arbeit“, kündigt die Initiative nun an. Wenn das Urteil des Denkmalamtes revidiert würde, entfalle die Vereinbarung mit dem potenziellen Käufer des städtischen Grundstücks und gleichzeitigen Eigentümer der Villa, einen Teilabriss des historischen Bestandes zu legitimieren und sein geplantes Bauprojekt auf dem hinteren Grundstück zu realisieren.

Verkehrssituation in der Straße „bereits jetzt am Limit“

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„Außerdem weisen wir darauf hin, dass alle anderen, bereits im Herbst vergangenen Jahres vorgetragenen Argumente gegen den geplanten Deal unvermindert bestehen: Die Gegebenheiten am Bögelsknappen sind mit einer derart massiven Bebauung nicht kompatibel. Die Verkehrssituation ist bereits jetzt am Limit“, so die Anwohner.

Die geologische Beschaffenheit des Bögel sei fragil – Folgeschäden drohten. Mit einer Tiefgarage mit Zufahrt vom Bögel / Ecke Hauptstraße aus würde der gesamte jahrhundertealte Baumbestand gerodet. Damit würde das Ensemble zerstört und das Habitat zahlreicher Tierarten gefährdet.

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