Essen-Kettwig. Kein Vertrauen in eine Besserung der Lage: In Kettwig soll neben dem Weihnachtsdorf auch der Martinszug Ende 2020 ausfallen. Die Einzelheiten.
Es ist Ende April und die Nachricht, dass der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Kettwig bereits jetzt Martinszug und Weihnachtsmarkt absagt, die im November geplant sind, überrascht viele Bürger. In den sozialen Medien wird über das Für und Wider heftig diskutiert. Zur Vorsicht mahnen die Einen und zeigen Verständnis, für übertrieben halten es die Anderen.
Auf diese Traditionsveranstaltungen zu verzichten, sei dem Vorstand auch nicht leicht gefallen, sagt Vorsitzender Martin Kryl auf Nachfrage der Redaktion. Doch man habe gute Gründe, so zu handeln.
Weihnachtsdorf hat langen Planungsvorlauf
„So ein Fest wie das Weihnachtsdorf lässt sich nun mal nicht von jetzt auf gleich planen. Wir gehen frühzeitig feste Verträge mit Händlern und Gastronomen ein, jeder braucht das Planungssicherheit.“ Müsste nun die Veranstaltung, die in diesem Jahr am 28. und 29. November terminiert war, dann doch abgesagt werden, stehe man finanziell in der Verantwortung. Für einen kleinen Verein wie den HVV nicht ohne weiteres tragbar. „Das neuartige Coronavirus breitet sich in Deutschland leider immer noch weiter aus. Verlässliche Aussagen zur Beendigung der Pandemie gibt es nicht“, gibt Kryl zu bedenken.
Und einfach abwarten und später in die Planung einsteigen? Was das Weihnachtsdorf betreffe, so gebe es hier eben keine Planungssicherheit, „respektive es läuft uns dann die Vorbereitungszeit einfach auch davon. Das Ganze ist irgendwann im Herbst nicht mehr stemmbar“, bedauert der HVV-Vorsitzende.
Weitere Entwicklung der Pandemie ist nicht vorhersehbar
Es sei ja so, dass angesichts der Corona-Krise viel Verunsicherung und große Besorgnis die Menschen umtreibe. „Wir als Veranstalter tragen da eine große Verantwortung. Die weitere Entwicklung ist nach dem derzeitigen Stand aber nicht vorhersehbar.“ Andererseits sehe der HVV das Bedürfnis, Traditionsveranstaltungen zu besuchen. „Die sind ja auch ein Teil unserer Kettwiger Kultur.“ Mehrere Tage habe man deshalb im Vorstand diskutiert, was geht und was nicht geht.
Kett-In hat noch nicht entschieden
Die Händlervereinigung Kett-In hat noch nicht entschieden, wie es mit den weiteren Festen aussehen wird. „Wir müssen das noch im Vorstand entscheiden“, erklärt die Vorsitzende Catharina Schedler auf Nachfrage der Redaktion.
Abgesagt sind bereits die langen Donnerstage (Feierabend-Treff) und das für Juni geplante Heimatfest, das gemeinsam mit dem HVV ausgerichtet werden sollte.
Zur Disposition stehen noch das Brunnenfest und das Kürbisfest. Beide Traditionsveranstaltungen ziehen mehrere tausend Besucher in die Kettwiger Altstadt.
Vorstandsmitglied Benno Pöhler, Organisator des Martinszuges, hatte bereits alles in trockenen Tüchern für den 7. November. „Musikkapellen, Pferd, Absperrungen durch die Pfadfinder, Genehmigungen – die Voraussetzungen waren gegeben“, berichtet er. „Die werde ich nun erst einmal benachrichtigen, dass es ausfällt.“
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2000 Menschen treffen beim Martinszug in Kettwig aufeinander
Gerade der Martinszug sei es aber eben, der bei einer immer noch bestehender Pandemie im kommenden Spätherbst gefährlich sein könnte. „Der Martinszug wäre mit gut 2000 gleichzeitig anwesenden Menschen geradezu eine Brutstätte für das Coronavirus, vom nicht einzuhaltenden Zwei-Meter-Abstand ganz zu schweigen“, sagt Martin Kryl.
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Sollte sich in einigen Monaten die Corona-Situation anders darstellen, es weitere Lockerungen geben und größere Veranstaltungen seitens Politik wieder erlaubt sein, könne man zumindest über die Reaktivierung des Martinszuges noch mal nachdenken, so Kryl. Der lasse sich noch kurzfristig planen. „Aber vorerst bleibt es bei der Absage.“
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