essen-Kettwig. . Der Gastronom Bego Schulz kümmert sich schon lange um Kettwigs Dorfteich, den Mühlengraben. Um ihn zu reinigen, fehlt ihm aber ein Boot.
Im Februar wurden die Wasserlinsen, der grüne Teppich auf dem Mühlengraben, im Auftrag von Grün und Gruga entfernt. Seitdem herrscht wieder freie Sicht. Und auch das Gelände rund um den kleinen Teich wurde ordentlich aufgehübscht.
Doch was bleibt, ist die Tatsache, dass viele Zeitgenossen den Mühlengraben als Mülleimer benutzen. Pizzakartons, Plastikflaschen, und jede Menge weiterer Abfall treibt auf der Oberfläche.
Altes Beiboot, Ruderkahn oder Optischale gesucht.
Bego Schulz, Wirt des Restaurants „Parlament“, ärgert sich schon lange über diesen Anblick. Und er möchte etwas tun, die Wasseroberfläche regelmäßig vom Müll befreien. Doch dazu fehlt ihm ein kleines Boot. Und deshalb jetzt auch sein Aufruf: „Vielleicht hat jemand irgendwo einen ungenutzten Holzkahn rumstehen. Ein altes Beiboot, einen ausgemusterten Ruderkahn oder eine alte Optischale.“ Nur ein Schlauchboot sollte es nicht sein, denn „das kann nicht permanent im Wasser bleiben“, sagt der Gastronom. Und länger als zwei bis drei Meter sollte das Boot auch nicht sein.
Um die Reinigung des Mühlengrabens hatte sich Bego Schulz in der Vergangenheit schon oft gekümmert, und er war dann auch mit einem kleinen Boot unterwegs gewesen. Doch das musste er wieder abgeben. Eine unglaubliche Geschichte: „Vor ein paar Jahren wurde beim Etuf am Baldeneysee ein Dinghi angetrieben. Da es keine Nummer hatte, schrieb man sämtliche Vereine rund um den Baldeneysee an, aber niemand vermisste dieses kleine Ruderboot.“
Dinghi lag zwei Jahre lang beim Etuf auf der Wiese
Zwei Jahre lang lag es beim Etuf auf einer Wiese, bis Thomas Mai vom Vorstand der Segelriege es seinem Freund Bego Schulz für die Reinigung des Mühlengrabens zur Verfügung stellte.
Ein Zeitungsartikel mit einem Bild des Bootes machte dann allerdings den rechtmäßigen Besitzer darauf aufmerksam, und er bekam (nach einer Spende an die Etuf-Jugendabteilung ) sein Schiff zurück.
Der komplette Müll sammelt sich in einer Ecke
Bego Schulz weiß als erfahrener Segler, dass „nach internationalem Seerecht ein Schiff auch nach einer Havarie im Besitz des ursprünglichen Eigners bleibt, allerdings muss quasi als Ablöse eine ‘Bergegebühr’ in Höhe von ca. 10 Prozent des Zeitwertes gezahlt werden“. Das Dinghi hatte auf einer Wiese am Ufer des Baldeneysees auf Werdener Seite gelegen – jemand musste es ins Wasser geschoben haben. So war es über den See zum Etuf getrieben worden.
Und jetzt muss ein neues Boot her. „Besonders bei Ostwind treibt der komplette Müll über den Teich und sammelt sich in einer Ecke, genau unter den Fenstern des ‘Parlaments’“.
Seit 2017 ist der Zustand des Mühlengrabens ein Thema – der Teich vor der Altstadtkulisse Kettwigs ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr versandet, ein regelmäßiger Durchfluss findet nicht mehr statt, er entwickelte sich zu einem stehenden Gewässer – mit allen Nachteilen.
Wenn es wärmer wird, bilden sich Wasserlinsen
Der Mühlengraben wird nicht nur vermüllt, sondern es bildet sich, sobald es wärmer wird, der grüne Teppich aus Wasserlinsen auf dem Teich. Aus ihren Mitteln hatte die Bezirksvertretung IX die „Aufräumarbeiten“ finanziert und zusätzlich ein Gutachten in Auftrag gegeben, das der Ursache auf den Grund gehen soll. Daniel Behmenburg, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BV IX: „Zwei Varianten wurden uns vorgeschlagen, doch man konnte uns nicht zusichern, dass der mangelhafte Durchfluss damit behoben wird. Und für ein unsicheres Ergebnis kann man nicht so viel Geld ausgeben.“
>>GUTACHTEN ZUM MÜHLENGRABEN
- Die Variante 1 (Nutzung des vorhandenen Sickerwasserkanals) würde rund 31.000 Euro kosten.
- Die Variante 2 (Bau einer neuen Einleitungsstelle in den Mühlengraben) würde mit rund 74.000 Euro zu Buche schlagen.
- Das Gutachten rät – unabhängig von der Reaktivierung des Durchflusses – zu einer Entschlammung des Mühlengrabens.
- Übrigens: Wer ein Boot für Bego Schulz hat: Zu erreichen ist er unter der Handynummer 0172-270 1667.