essen-WERDEN. . Zum 31. Dezember 2019 wurde Domstuben-Pächter Frank Hahn der Vertrag gekündigt. Werdens Vereinen geht der wichtigste Versammlungsort verloren.

Keiner kennt das Werdener Vereinsleben so gut wie Hanslothar Kranz. Der ehemalige Ratsherr und Bezirksbürgermeister wurde unzählige Male zum Ehrenmitglied gewählt, hat jede Menge Schirmherrschaften übernommen. Dass die Gemeinde St. Ludgerus dem jetzigen Pächter der Domstuben gekündigt hat, findet er „haarsträubend. Die Domstuben sind Versammlungsort für Vereine und Initiativen. Und auch die Parteien treffen sich dort. Wo sollen die denn jetzt alle hin? Und warum hat man Frank Hahn nicht gefragt, ob er weitermachen will? Ich verstehe das alles nicht.“

Bei Frank Hahn steht das Telefon derzeit nicht still. Immer wieder muss er schweren Herzens bestätigen, dass Ende des Jahr für ihn und sein Team Schluss sein wird. Er muss langfristige Planungen kippen, Termine für Veranstaltungen absagen.

Für Pächter Frank Hahn ist Ende 2019 Schluss in den Werdener Domstuben.
Für Pächter Frank Hahn ist Ende 2019 Schluss in den Werdener Domstuben. © STEFAN AREND

Im Stadtteil gibt es zu den Domstuben keine Alternative

Hanslothar Kranz beklagt auch, dass es im Stadtteil keine Alternativen gibt. „Alle Vereine treffen sich in den Domstuben. Ich bin mit dem CDU-Ortsverband auch regelmäßig dort zu Gast. Wir haben in Werden keinen Ersatz. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“ Zwar habe Propst Jürgen Schmidt versichert, dass die Gastronomie auch nach Umbau und Sanierung erhalten bleibe, aber „das wird nicht mehr so, wie es bislang war. Und ich bedauere das sehr.“

Ein bisschen neidisch klingt er schon, wenn er einen Blick ins benachbarte Kettwig wirft. „Dort haben die Restaurants Sengelmannshof und Schmachtenbergshof jeweils einen großen Saal, und da gibt es natürlich das Bürgerzentrum Alter Bahnhof mit einem Saal und vielen kleinen Räumen und den Saal im Kettwiger Rathaus. Das haben wir alles in Werden nicht.“

Bis zu 200 Gäste finden im großen Saal der Werdener Domstuben Platz.
Bis zu 200 Gäste finden im großen Saal der Werdener Domstuben Platz. © Socrates Tassos

Eine lange Liste mit Vereinen, die sich dort treffen

Frank Hahn hat sich einmal die Mühe gemacht und grob aufgelistet, wer alles bei ihm regelmäßig zu Gast ist. Das reicht vom Werdener Bürger- und Heimatverein über die politischen Parteien, die Kegler, die Karnevalsvereine, unzählige Stammtische, Kleingartenvereine und Bürgerinitiativen, Eigentümerversammlungen und die Kanufreunde. Dazu kommen Beerdigungen, Geburtstagsfeiern, Klassentreffen und auch immer wieder die Gäste, die den Dom oder die Schatzkammer besuchen.

Im dicken Reservierungsbuch ist jeder Tag belegt

„Frank Hahn hat ein dickes Buch für die Reservierungen. Und da ist jeder Tag belegt“, weiß Hanslothar Kranz. „Und an Wochenenden, wenn das Wetter gut ist, stehen jede Menge Fahrräder vor den Türen der Domstuben. Leute, die den Ruhrtalradweg fahren, machen hier gern Rast.“

Doch nicht nur die großen und kleinen Versammlungsräume, welche die Domstuben haben, seien wichtig für das Miteinander in Werden. „Hier können die Leute auch am Tresen sitzen und ein Bierchen trinken, einfach mal reden. Kneipen haben wir ja auch kaum noch im Stadtteil.“

Noch weitere Gaststätten werden schließen müssen

Seit fast 13 Jahren betreiben Frank Hahn und sein Team die Domstuben – und das mit vollem Einsatz. Täglich von 10 Uhr am Morgen bis 1 Uhr in der Nacht hat er geöffnet. Hanslothar Kranz zählt auf, wieviele Gaststätten in Werden und Heidhausen in den vergangenen Jahren schließen mussten. „Und ich weiß, dass in diesem Jahr noch weitere dazukommen. Mir tut das einfach nur leid.“

>>PLÄNE DER PROPSTEIGEMEINDE ST. LUDGERUS

  • Die Umstrukturierung der Werdener Domstuben an der Brückstraße ist Teil des Votums der Propsteigemeinde St. Ludgerus zur „Entwicklung der Pfarrei“.
  • Das laut Gemeinde „wichtige Sozialprojekt im Stadtteil“ soll voraussichtlich mit externen Partner realisiert werden. Die Räume sollen künftig für Belange der Gemeinde und der Pfarrei genutzt werden, ein gastronomisches Angebot wird es weiterhin geben.