essen-Kettwig. . Aktuell achten die Unfallkassen verstärkt auf das Rückfahrverbot von Müllwagen. Die EBE reagiert und untersucht die Straßen im Essener Süden.
Allein zwischen 2010 und 2018 hat es in Deutschland 24 tödliche Unfälle bei Rückwärtsfahrten von Müllwagen gegeben. Dabei soll auf diese riskanten Aktionen eigentlich verzichtet werden – eine Regelung dazu gibt es schon seit einigen Jahren, „aber das wurde bislang ziemlich pragmatisch gehandhabt“, sagt Bettina Hellenkamp, Sprecherin der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE).
Doch mittlerweile schauen die Unfallkassen ganz genau hin, und die Städte und Kommunen reagieren. So auch die EBE, denn als Pilotprojekt wurde für den Bezirk IX eine Liste mit Straßen erstellt, in denen rückwärts gefahren wird. „Uns geht es um die Erhöhung der Sicherheit im öffentlichen Raum“, sagt Bettina Hellenkamp.
144 Straßen im Bezirk wurden erfasst
Kerstin Bernholz, bei der EBE für dieses Projekt zuständig, stellte es am Dienstag der zuständigen Bezirksvertretung vor. 144 Straßen in Kettwig, Werden, Bredeney, Heidhausen, Fischlaken und Schuir wurden dabei erfasst. „Und für 41 Straßen haben wir ein Rückfahrverbot ausgesprochen“, sagt Kerstin Bernholz. In lediglich 38 Straßen besteht gar keine Beschränkung. Die Einordnung in den roten Bereich ist erforderlich, weil „die Straßenbreite geringer als 3,50 Meter ist oder die Fahrzeuge mehr als 150 Meter rückwärtsfahren müssten, um die zu leerenden Tonnen zu erreichen. Und bei elf Straßen im Bezirk ist die Breite durch Verparkung geringer als 3,50 Meter“, sagt Kerstin Bernholz.
Die Ergebnisse für die einzelnen Stadtteile im Bezirk IX: In Bredeney besteht in neun Straßen Rückfahrverbot, in Fischlaken sind es vier Straßen, acht in Heidhausen, 21 in Kettwig, drei in Schuir und sieben in Werden.
Nanofahrzeuge sind unwirtschaftlich
In anderen Städten sind bereits Mini-, Macro- und Nano-Fahrzeuge im Einsatz – wobei letztere gerade einmal den Inhalt von neun Mülltonnen aufnehmen können. Sie müssten sich dann wieder auf den Weg zur Entleerung machen. Betriebswirtschaftlich nicht wirklich darstellbar. Neue, kleinere Fahrzeuge wird sich die EBE wohl anschaffen müssen. Eine Antwort auf die Frage von Daniel Behmenburg, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BV IX, ob Neuanschaffungen Auswirkungen auf die Gebühren haben würden, gab’s nicht.
Derzeit ist die EBE auf der Suche nach Lösungen – die Erfassung der aktuellen Situation ist ein erster Schritt und der Essener Süden damit auch ein Modellprojekt. Eine Lösung für die zugeparkten Straßen könnten befristete Halteverbote an den Entleerungstagen sein. Dazu braucht die EBE die Unterstützung der Stadt. „Und wenn Mülltonnen nur sehr schwer zu erreichen sind, kann es auch sein, dass wir den einen oder anderen Behälter auch schon mal stehen lassen. Letztendlich liegt die Entscheidung beim Fahrer“, sagt Kerstin Bernholz.
Die Probephase läuft
Die Probephase läuft, das Ergebnis und die daraus resultierenden Konsequenzen werden dann der BV IX präsentiert. Die akribisch durchgeführte Bestandsaufnahme zeigt jetzt schon die Schwachstellen im Bezirk auf. Nicht nur für die Müllabfuhr, sondern auch für Rettungsdienste, die über zugeparkte Straßen klagen.