Essen. . In 500 Straßen in Essen kommen die Müllauto-Fahrer nur im Rückwärtsgang an die Abfallbehälter ran. Das wird jetzt genau untersucht.
In knapp 500 Straßen in Essen fahren die Müllautos rückwärts, um an die Abfalltonnen heran zu kommen. Das dürfen die Entsorgungsbetriebe EBE zwar, sie müssen aber nach einer neuen, bundesweit geltenden Regelung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) jeden Abschnitt genau inspizieren und mögliche Gefahrenpunkte beseitigen. So sollen schwere Unfälle mit Müllwagen verhindert werden.
Für so manche Verbraucher in Essen kann das aber auch bedeuten, dass der Müllwagen künftig nicht mehr direkt vor ihrer Haustür hält. Die EBE-Inspekteure müssen jede Straße in einem Kataster aufnehmen und nach verschiedenen Kriterien bewerten. Frühestens Mitte nächsten Jahres liegen die Ergebnisse vor.
In einzelnen Straßen drohen Rückfahrverbote
Die einzelnen Abschnitte werden dabei in drei Kategorien eingestuft: von „Grün“ (vertretbar) über „Gelb“ (weitere Sicherheitsvorkehrungen nötig) bis „Rot“ (nicht vertretbar). Für die mit rot markierten Straßenabschnitte gilt künftig für die Müllwagen-Fahrer ein Rückfahrverbot.
Für die EBE würde sich dann die Frage stellen, wie sie den Müll dort abholen soll. Schließlich handelt es sich in der Regel um schmale Stichstraßen und Sackgassen, in denen es keine Wendemöglichkeit für die Fahrer gibt. Und das betrifft immerhin jede siebte Straße in Essen, was EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp doch überraschte.
Schon jetzt steht fest, dass die Erstellung des Katasters und die Beseitigung möglicher Gefahrenstellen sehr aufwendig wird. Für jede Straße, die die Anforderungen an das Rückwärts-Fahren nicht erfüllt, muss eine „individuelle Lösung“ gefunden werden, so Hellenkamp. Das können Umbauarbeiten im entsprechenden Straßenabschnitt sein, die Installation eines Sicherheitsgeländers, damit keiner ins Müllauto läuft – oder ein anderer Standort für die Mülltonne. Möglich sind auch Sammelplätze für Abfallbehälter, die von den Fahrern besser erreicht werden können. Doch dies will die EBE möglichst vermeiden, um den Kunden nicht zu lange Wege zuzumuten.
Die Unfallversicherer haben in ihrer Branchenregel „Abfallsammlung“ auch bei der Ausstattung strengere Vorgaben gemacht. Zwar verfügt die EBE bei einem Teil ihrer Flotte über Kameras am Heck. Aber die müssen ersetzt werden. Das Blickfeld nach hinten ist zu klein. Der Fahrer sieht nicht, ob sich jemand von der Seite nähert.