Essen-Heidhausen. . Die Stadtarchäologie forscht intensiv zur Geschichte der Wehranlage hoch oben auf dem Pastoratsberg. Für 2020 ist eine Veröffentlichung geplant.
Das Essener Stadtgebiet ist durchaus reich an (wehrhaften) Burgen – offen als Gemäuer sichtbar sind sie allerdings nur in den seltensten Fällen. Entweder mussten die Burgen im Laufe der Jahrhunderte anderen Wohnbebauungen beziehungsweise Industrieanlagen weichen, oder die Natur hat sich das Gebiet zurückerobert. Letzteres ist bei der Alteburg der Fall. Auf dem Pastoratsberg – einige hundert Meter entfernt von der Jugendherberge – liegen die Reste der größten und ältesten Burganlage Essens aus der Zeit der Karolinger verborgen unter Erdwällen.
„Es gibt hier und da einige Mauern, die das einstige Ausmaß dieser Burg erahnen lassen“, sagt Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp. Für Laien ist der ovale Befestigungsring der Hauptburg, der eine Länge von gut 400 Metern und eine Breite von 200 Metern aufweist, aber kaum erkennbar zwischen Gestrüpp und Baumgruppen. Gelegenheit auf Spurensuche zu gehen, hat jedoch nicht jeder – das Areal gehört zu einem Privatbesitz.
Nachweislich aus der Karolinger Zeit
Hopp und seine Mitarbeiterinnen Elke Schneider und Bianca Khil erforschen aktuell das Gebiet – eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist für 2020 vorgesehen. Hopp: „Ausgrabungen gab es schon in den 1920er Jahren, doch darauf stützen können wir uns nur zum Teil.“ Denn in den Wirren des Zweiten Weltkriegs sind viele Forschungsunterlagen verloren gegangen, teilweise bei Bombenangriffen verbrannt. Die Geschichte müsse quasi neu aufgerollt werden.
Auch in den letzten Jahren habe es natürlich immer wieder Gelegenheiten gegeben, bei Baumaßnahmen in den Boden zu schauen. „Dadurch wurden neue Einblicke auf die Bauweise der antiken Steinmauer möglich“, berichtet Hopp. „Die Mauern sind aus Ruhrsandsteinplatten und gemörtelt worden. Sie lassen sich auf die Zeit um 800 datieren.“ Das passe zu dem Zeitraum der frühesten Erwähnung der Burg beziehungsweise des Burgbachs zusammen.
Brand vom August 2018 erschwert Forschungen
„Die 120 Meter hoch gelegene Alteburg war Zufluchtsort für die Bewohner der umliegenden Gehöfte bis hinunter an die Ruhr“, erklärt der Stadtarchäologe. Die Westseite liegt an einem Steilhang, hier wurde bei Grabungen nur ein Wall ausgemacht – aus Holz, Erde und Mauerwerk. An der Ostseite dagegen findet sich eine Hochfläche, und hier schützten zwei Mauern plus einem Graben vor Eindringlingen. Zugänge gab es im Nordwesten (Wassertor), Südosten (Steintor) als Kammertore und im Süden (Haupttor) als Zangentor ausgebildet. An der Nordseite gibt es Reste einer Vorburg, sie könnte sogar noch älter sein, sagt Hopp.
Forschungen auf dem Areal würden allerdings erschwert, berichtet der Stadtarchäologe. Denn im August 2018 hatte es gebrannt in der Ruine. „Wegen der lang anhaltenden Trockenheit waren die Bäume, die von Kyrill und Ela dort liegen geblieben waren, Feuer gefangen.“ Teile der mittelalterlichen Doppelwälle waren diesem Brand zum Opfer gefallen.
Herrenburg löste die Alteburg ab Ein Lageplan über die Bewehrung der Alteburg aus der Zeit der Karolinger. Foto: Stadtarchäologie
„In der Vorburg hatte es Jahrhunderte vorher schon einmal gebrannt, das konnten wir anhand von Tonscherben feststellen“, erklärt Detlef Hopp. Das jetzige Brandereignis habe aber Einfluss auf die aktuelle Forschungsarbeit: Zeitliche Bestimmungen würden unter Umständen verfälscht. „Die Datierung eines Mauerrests würde aufgrund der Kohlenstoffspuren 2018 anzeigen.“
Die Alteburg als sogenannte Fliehburg wurde im Übrigen mit der Gründung des Klosters Werden von der benachbarten Herrenburg (heute Standort der Jugendherberge) abgelöst. Das Areal selbst wurde aber weiterhin genutzt. Drei Gehöfte konnten dort nachgewiesen werden.
>> Von Bedeutung: Die Nähe zu einer Wasserquelle
Der Name Alteburg sei keine Erfindung der Moderne, informiert Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp. „Sie wird auch in alten Urkunden schon so benannt, wohl als Abgrenzung zur Herrenburg auf dem Pastoratsberg.“
Von großer Bedeutung für die Alteburg und die Herrenburg war die Nähe zu einer Wasserquelle (Born). Darauf wird im heutigen Straßennamen Klemensborn Bezug genommen. Die Filialkirche St. Clemens wurde um 957 als Taufkirche in Quellnähe errichtet. Sie ist jedoch nur noch in archäologischen Resten erhalten, weil sie 1817 abgerissen wurde.