Rund 50 geschichtsinteressierte Bürger machten am Samstag eine Zeitreise durch Werden. Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp berichtete über die vielen archäologischen Funde in Werden und gab einen interessanten Einblick in die Arbeit eines Archäologen.
Der Start der Führung war auf dem Parkplatz der Jugendherberge auf dem Pastoratsberg. Auf dem Gelände befinden sich die Burgen Alteburg und Herrenburg. Mit insgesamt 26 Burgen ist Essen eine Burgenstadt, die auch unter den Füßen der Essener noch eine Menge Geheimnisse bereithält. Mitten im Wald am Pastoratsberg befindet sich ein künstlich aufgeschichteter Wall. „Die Wallanlage“, so Dr. Detlef Hopp, „ist im Herbst komplett begehbar.“ Der sommerliche Pflanzenwuchs ließ eine Entdeckungstour entlang des Walls nicht zu. Viele Besucher der Führung merkten an, als Kind auf dem Wall Verstecken gespielt zu haben, ohne sich der archäologischen Bedeutung dieses Geländes bewusst gewesen zu sein.
Die Stadtarchäologie der Stadt Essen wird übrigens seit den 1920er/1930er Jahren betrieben. „Die Erforschung befindet sich noch ganz am Anfang.“, merkte Dr. Hopp an. Der 56-Jährige fing 1992 mit der Stadtarchäologie der Stadt Essen an und ist seit 1999 fester Angestellter der Stadt Essen.
An den Ruinen der St. Clemenskirche am Klemensborn übernahmen die Werdener die Gesprächsführung und tauschten ihre Erfahrungen an der bekannten Essener Sehenswürdigkeit aus. Von dort aus ging es weiter zu einem alten Gewölbekeller, an dem aktuell gebaut wird. Derzeit liegt dort ein Teil der Stadtmauer frei. Die verschiedenen Steinschichten erzählen eine spannende Geschichte und dokumentieren an dieser Stelle die verschiedenen Baumaßnahmen der letzten Jahrhunderte.
Am Werdener Markt wurde eine Münze aus dem Jahr 840 gefunden, die Teil der Landesausstellung der Archäologie ist. Die Münze zeigt Ludwig den Frommen. Dr. Detlef Hopp erklärte verschiedene Arbeitsweisen eines Archäologen. Er verblüffte die Gruppe mit den Erklärungen, dass die Aufgabe der Archäologie das Beschützen der Geschichte ist und Ausgrabungen „das Original zerstören“. Es gäbe moderne Methoden, wie das Bohren, die Geomagnetik oder das Airborne Laserscanning. Diese Techniken der Archäologen beschützen die Originale und bringen vorsichtig und behutsam Erkenntnisse an die Oberfläche. Jedoch fehlten, so Dr. Hopp, die „ die finanziellen Mittel“ und ein „touristisches Konzept“, um diese Projekte auch in Werden zu realisieren.
Der Höhepunkt der Führung überraschte auch den Stadtarchäologen selbst. Ein Teilnehmer der Führung schloss die Tür zur Grafenstraße 41 auf und führte die gesamte Gruppe spontan auf den dortigen Hinterhof. Dort ist ein großer Teil der jungen Stadtmauer komplett erhalten. Für viele Werdener ergab sich dieser Blick zum ersten Mal, und es wurden natürlich fleißig Fotos gemacht.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Sommerprogramms des CDU Kreisverbandes Essen statt. Organisator und Ratsherr Hanslothar Kranz (78) kündigte eine weitere archäologische Führung im Herbst an - dann wird die Begehung der Wallanlage am Pastoratsberg auf dem Programm stehen.