Essen-Fischlaken. . Pfarreientwicklung von St. Ludgerus: Christi Himmelfahrt steht als sakraler Raum vor dem Aus. Weitere Erkenntnisse aus der Infoveranstaltung.

Der Andrang ist riesengroß, kurzfristig werden noch Bänke heran geschleppt. Viele bekannte Gesichter im Gemeindesaal, die Blicke fragend. Auf dem Programm steht nichts weniger als die Zukunft der Kirche. Das Menetekel: Bei Christi Himmelfahrt steht eventuell bald kein Stein mehr auf dem anderen. Die katholische Gemeinde steht vor großen Veränderungen, die weh tun werden.

Propst Jürgen Schmidt hatte zum Informations- und Gesprächsabend eingeladen. Gemeinsam mit Christian Kromberg aus der Koordinierungsgruppe erläutert der Kirchenmann das große Problem, welches sich auf seine Propsteipfarrei zubewegt: Sinkende Gläubigenzahlen, die Demoskopie, das liebe Geld. 2016 sei letztmalig ein minimaler Überschuss erzielt worden, von da an häufen sich die Schulden. Bis 2030, so die Prognose, stolze 5,5 Millionen Euro Miese.

Über die Immobilien ist noch nichts entschieden

Es gehe um mehr als nur ums bloße Sparen. Die Gemeindemitglieder möchten daher endlich wissen: Was bleibt? Da wird der Abend sie enttäuschen. Propst Schmidt betont mehrmals: „Über die Frage der Immobilien ist wirklich noch nicht endgültig entschieden. Allerdings müssen wir uns bald festlegen. Dann haben wir aber zwölf Jahre Zeit, alles in Ruhe zu entwickeln.“

Über 120 Menschen aus der Pfarrgemeinde hatten sich auf die wesentlichen Eckpunkte verständigt, es gab eine Zukunftswerkstatt, einen „Baumarkt des Glaubens“. Lobenswerte Vorarbeit, gewiss. Aber gibt es hier zukünftig überhaupt noch eine Kirche?

Das Gotteshaus Christi Himmelfahrt soll Platz machen für eine neue, erweiterte Kita, die dringend benötigt wird. Angegliedert geeignete Versammlungs- und Begegnungsräume für die Gemeinde. Pater Jörg Gabriel: „Mir geht es schlecht bei diesem Prozess. Ich hänge an dieser Kirche. Aber wir haben das Problem der Feuchtigkeit, mit dem Schimmel. Auch ich spüre das, habe gesundheitliche Probleme. Ich weiß nicht, ob wir die Kirche sanieren können.“

Angst um erprobte Strukturen

Christi Himmelfahrt hat im Gebäude-Poker schlechte Karten. Pfarrkirche wird wohl die Basilika mit ihrer bereits neu gestalteten Krypta bleiben. Sie gehört dem Land NRW, das auch die baulichen Kosten übernimmt. Die Lucius-Kirche soll eine stärkere Nutzung als Gemeindekirche erfahren. Das kommt nicht bei allen gut an: „Dann hat Werden weiterhin drei sakrale Räume und wir hier in Fischlaken gar keinen mehr? Warum geht man nicht an die Lucius-Kirche ran, die liegt nur 500 Meter von der Basilika entfernt?“

Rosiger sieht die Zukunft der Lucius-Kirche in Werden aus.
Rosiger sieht die Zukunft der Lucius-Kirche in Werden aus. © Alexandra Roth

Die Gläubigen haben Angst um ihre erprobten Strukturen, denn gerade in Christi Himmelfahrt erlebt man ein aktives Gemeindeleben. Eine Kirche, die Alt und Jung zugleich anspricht, mit modernen Formen eines Gottesdienstes, der für volle Kirchenbänke sorgt.

St. Ludgerus ist mit 14 Prozent Besuchern ohnehin Spitzenreiter im Ruhrbistum, in Fischlaken sind die Zahlen noch besser. Doch Schmidt hält dagegen: „2016 wurden hier nur eine Trauung und fünf Taufen gefeiert.“ Der dreistündige Abend endet mit einem stillen Innehalten und einem Vaterunser. Er betont: „Ich finde es klasse, dass wir hier gut und ohne Verletzungen diskutieren konnten. Auch bitte ich um Vertrauen in die Leute, die die Entscheidung treffen müssen.“

Stärker auf Ökumene einlassen

Was wäre mit einem ökumenischen Zentrum Am Schwarzen? Aktuell gibt es in der Großpfarrei St. Ludgerus 15 643 Katholiken. Sinkende Gläubigenzahlen zwingen zum Handeln, der finanzielle Rahmen ist vorgegeben: Bis 2020 muss der Haushalt um 30 Prozent und bis ins Jahr 2030 gar fast um die Hälfte entlastet werden. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch, am 22. November wird der Pfarrgemeinderat abstimmen und sein Votum dem Bischof übergeben. Bis dahin bleibt nur noch wenig Zeit, alternative Vorschläge zu prüfen.

So wird seit längerem angedacht, den großen Kirchenraum von Christi Himmelfahrt zu teilen, dort einen multifunktionalen Bereich einzubauen. Diese Möglichkeit solle doch bitte durchgerechnet werden. Neu der Vorschlag, sich noch stärker auf die hier starke Ökumene einzulassen. So kann man sich durchaus vorstellen, Am Schwarzen gemeinsam mit der ev. Gemeinde ein ökumenisches Zentrum entstehen zu lassen. Die Jona-Kirche habe sicher Kapazitäten. Hier würde zukunftsweisend Neuland betreten, meinen Befürworter: „Für unsere Kinder wird es nicht mehr wichtig sein, ob katholisch oder evangelisch. Wir Christen müssen zusammenhalten.“