Essen-Werden. . Die Fassade des Gründerzeithauses am Ende der Straße bleibt erhalten und wird unter Denkmalschutz gestellt. Aktionen der Bürger waren erfolgreich.

Man hört die Sektkorken förmlich knallen. Mit großer Freude konnten die Werdener am gestrigen Dienstag dieser Zeitung die wohl beste Nachricht des Tages entnehmen: Die Fassade des Gasthauses „Kaiser Friedrich“ ist gerettet. Ein Komplettabriss des Gründerzeithauses wurde untersagt. Das teilte die Leiterin der Denkmalbehörde der Stadt, Petra Beckers, am späten Montagnachmittag mit.

Am Dienstag gibt es eine weitere Nachricht zu verkünden, die die Werdener sicherlich erfreuen dürfte: Die Fassade des Hauses an der Forstmannstraße 27 wird, wie auch die Fassaden der Häuser 1-22 an der Forstmannstraße, unter Denkmalschutz gestellt. „Dazu hat die obere Denkmalbehörde nun zugestimmt“, erklärt Silke Lenz, Leiterin des Presse- und Kommunikationsamtes der Stadt Essen am gestrigen Tag.

Aktionen der Bürger

Nachdem vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, dass der Eigentümer des Hauses an der Forstmannstraße 27 das altehrwürdige Jugendstilgebäude aus dem Jahr 1907 abreißen und durch einen modernen Neubau mit Tiefgarage ersetzen wollte, hagelte es Proteste, eine Welle der Empörung machte sich im Stadtteil breit.

Auf Facebook wurde schnell eine Aktionsseite zur Rettung des Hauses ins virtuelle Leben gerufen. Hier wurde unter anderem dazu aufgerufen, persönliche Schreiben mit der Bitte um den Erhalt des Hauses an das Denkmalamt aufzusetzen. Teresa Groner, Anwohnerin ganz in der Nähe der Forstmannstraße, startete zudem eine Unterschriftenaktion zur Erhaltung des Hauses und legte die Unterschriftenlisten in Werdener Geschäften und gastronomischen Betrieben aus.

Unterschriftenliste in Geschäften

„Die Nachricht vom bevorstehenden Abriss des Hauses hat mich sehr empört, ich wollte unbedingt aktiv werden und vor allem auch die Menschen ansprechen, die nicht bei Facebook sind“, so die Werdenerin. Die Nachfrage nach den Listen sei schnell sehr groß gewesen und auf bereits ausgelegten Listen konnten schon zahlreiche Unterschriften verzeichnet werden – obwohl sie keine 24 Stunden auslagen. Am Tag der guten Nachricht herrscht große Freude bei Teresa Groner: „Das Haus prägt doch den Abschluss der Forstmannstraße. Ein Abriss wäre eine Schande gewesen.“

„Ein Stück Werden wäre verloren gegangen“, äußerte sich Dietmar Rudert noch vor einigen Tagen. Jetzt kann der Geschäftsstellenleiter vom Werdener Bürger- und Heimatverein aufatmen. Dabei lobt er besonders das Engagement aller Beteiligten, die sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen hätten, dass es nun zu dieser positiven Kehrtwende kam. „Ich danke allen Menschen, die sich für die Erhaltung eingesetzt und stark gemacht haben“, so Rudert.

Erleichterung in der Nachbarschaft

Es lohnt sich anscheinend für eine Sache zu kämpfen, begrüßt auch Katja Haver, Anwohnerin der Forstmannstraße, die erfreuliche Botschaft. „Ein Abriss des Hauses hätte mich persönlich sehr tangiert und ich hätte den Glauben an diese Stadt verloren. Umso glücklicher bin ich, dass die Fassade erhalten bleibt“, erzählt sie freudestrahlend.

Erleichterung herrscht auch direkt gegenüber von dem charmanten Gründerzeithaus, in der Johannes-Kessels-Akademie. „Die Mehrheit stand dem geplanten Abriss sehr kritisch gegenüber. Das hat man aus vielen Gesprächen mit den Bürgern und Nachbarn herausgehört“, weiß Dieter Amft, Lehrer an der Akademie.

Zwar befürchte man für die Umbauzeit des Hauses erhebliche Lärmbelästigungen, dennoch ist die Meinung unter den Lehrerkollegen Thomas Brennholt, Roland Frerk und Dieter Amft einhellig: „Toll, dass die schöne Front des Hauses bleibt!“