Essen-Werden. . Ende August schließt das Restaurant Esszimmer im Löwental. Umfangreiche Sanierungen wären nötig, die Pächter Marc Wimper nicht stemmen kann.
Längst war das Esszimmer im Werdener Löwental in der jüngeren Vergangenheit in die erste Liga der Essener Restaurants aufgestiegen, nahm seit 2013 an der Gourmet-Meile in der City teil, erhielt beste Kritiken in allen möglichen Fach-Magazinen und von seinen Gästen - doch jetzt schließt das Restaurant zum Ende dieses Monats.
Dabei kann sich das Esszimmer nun wirklich nicht über mangelnden Zuspruch beklagen, die Geschäfte laufen wohl durchaus gut. Die Gründe für das Aus liegen woanders. „Das gesamte Haus muss sehr aufwändig saniert werden“, erläutert Geschäftsführer und Chefkoch Marc Wimper, „das Ordnungsamt hat neue Vorschriften und hatte schon im Januar an dem Gebäude, das 1900 erbaut wurde, viel zu bemängeln.“ Es gebe in dem historischen Gemäuer, erklärt Wimper, diverse strukturelle Schwächen, die beseitigt werden müssten, um dort weiterhin längerfristig eine Gastronomie betreiben zu können.
„Da werden zum Beispiel Mängel an Böden, Wänden und an der Elektrik beanstandet. Wir können solche umfangreichen Renovierungsarbeiten aber nicht stemmen, zumal wir nur Pächter sind. Bevor wir uns auf so ein großes Risiko einlassen, haben wir schweren Herzens die Reißleine gezogen.“
„Womöglich mache ich das Esszimmer in einer anderen Location wieder auf“
Das beliebte Esszimmer-Catering sowie einige Events werde es freilich auch über den 31. August hinaus geben, betont Wimper. Die große Schar der Esszimmer-Fans motiviert den einfallsreichen Koch ohnehin, nach einer anderen Lösung zu suchen: „Womöglich mache ich das Esszimmer in einer anderen Location wieder auf. Eine entsprechende Immobilie zu finden, ist natürlich erst mal sehr schwierig. Zunächst habe ich sowieso genug mit der Rückabwicklung zu tun.“
Essen und TrinkenBetroffen von der Schließung sind drei festangestellte Mitarbeiter, denen der 37-Jährige bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen behilflich sein will. Gesteigerten Wert legt Wimper auf die Feststellung, dass sein Rückzug aus dem Löwental nichts mit der benachbarten Unterkunft für Asylsuchende zu tun habe. „Damit hatten meine Gäste und auch ich nie ein Problem.“
Im April 2010 wurde das Esszimmer eröffnet, ein Jahr später übernahm Wimper die Leitung, trieb seine Philosophie, die Moderne mit Klassik verbindet und auf die gehobene deutsch-österreichisch-schweizerische Küche setzt, konsequent voran und gewann damit schnell viele Freunde. „Vielleicht zieht hier irgendwann auch ein italienisches Restaurant ein“, kann sich Wimper eine gewisse Ironie nicht verkneifen. Denn nach Rüttenscheid hat Werden in Essen die höchste Anzahl an Lokalitäten mit italienischer Küche zu bieten.
Der Dicke Engel war Ende der 1980er-Jahre der Place to be
Der Dicke Engel war als Vorgänger des Esszimmers früher eine der ersten Adressen in der Stadt und vor allem gegen Ende der 1980er-Jahre gerade freitags und samstags der Place to be für alle, die In waren oder sich dafür hielten. Man traf sich, trank und lachte, aß vielleicht eine Kleinigkeit und zog später in die Clubs der Nacht hinaus.
Mit dem Löwntal direkt nebenan bildete der Engel viele Jahre einen begehrten Anlaufpunkt fürs abendliche Amüsement. Am Wochenende herrschte bis tief in die Nacht ein bunter Betrieb wie aktuell auf der Rü. Doch Ende vergangenen Jahres strich schon die Löwntal-Gastronomie die Segel. Ab September wird nun also im einstigen „kleinen Szene-Viertel“ der Hund begraben sein.
Übrigens: In der Gaststätte Löwntal, dem unmittelbaren Nachbarn des Esszimmers, wird es nach dem momentanen Stand der Dinge wohl keine Gastronomie mehr geben. Die künftige Nutzung der Räumlichkeiten im Erdgeschoss ist derzeit noch unklar.