Gelsenkirchen/Essen. Vermutlich aus Eifersucht soll der 47-jährige Stefan G. mit einem Tomatenmesser in den Bauch seiner Frau gestochen haben. Erst im Mai war er aus der Haft entlassen, zu der er wegen Vergewaltigung der Frau gesessen hatte.

Eifersucht nennt die Anklage als ein Motiv der lebensbedrohlichen Stiche gegen die Ehefrau des Angeklagten. Aber vor allem der Alkohol dürfte der Auslöser für die Tat in Hassel gewesen sein, für die sich der Gelsenkirchener Stefan G. (47) seit Mittwoch vor der VI. Essener Strafkammer verantworten muss.

„Das kann ich nicht glauben“, sagt der kräftig wirkende Mann, nachdem Staatsanwältin Elke Hinterberg die Anklage vorgelesen hatte. Erinnerungslücken hat er, aber er sagt, er habe seiner Frau keine Gewalt angetan, ihr nicht das Tomatenmesser in den Bauch gestoßen.

Kompliziert ist die Ausgangslage. Seine Ehefrau hatte sich von ihm getrennt, lebte mit einem anderen Mann zusammen. Stefan G. war erst vier Monate vor der mutmaßlichen Tat am 1. Mai aus der Haft entlassen worden. 2008 hatte das Landgericht Essen ihn wegen der Vergewaltigung seiner Ehefrau zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

Trotz der damaligen Tat gab es wohl immer wieder Kontakte zwischen den Eheleuten. „Ich habe ihm gesagt, auf freundschaftliche Art und mit meinem neuen Freund“, erzählt die Frau am Mittwoch, „aber das ist dann gründlich schiefgegangen“.

„Das war Kampftrinken“

Beim „Tanz in den Mai“ ist das Trio jedenfalls zusammen. Sie ziehen durch Kneipen, fliegen auch schon mal heraus, weil sie andere Gäste anpöbeln. Zum Schluss landen sie in der Wohnung der Frau in Hassel. Alkohol wird an der Tankstelle gekauft und direkt konsumiert. Jägermeister, Wodka, Bier. „Das war Kampftrinken“, sagt der Angeklagte.

Irgendwann kann der neue Freund der Frau nicht mehr, er geht ins Schlafzimmer und fällt in einen Tiefschlaf. Im Wohnzimmer trinkt das Ehepaar weiter. Laut Anklage kommt es zu einem Streit. Stefan G. soll seiner Ehefrau eine Bierflasche auf den Kopf geschlagen haben. Danach hätte er ein Tomatenmesser vom Tisch genommen und es ihr in den Bauch gestoßen. Darm und Bauchspeicheldrüse verletzte er dabei.

Frau überlebt dank Operation

Er sitzt neben seiner Frau, die sich selbst das Messer aus dem Bauch gezogen haben soll. „Das hast du verdient“, soll er gesagt haben. Und, dass kein anderer sie kriegen solle. Zeitweise verliert die Frau das Bewusstsein, dann steht sie auf, versucht ihren Freund zu wecken. Bei der Polizei erzählte sie, ihr Mann habe gesagt, er habe seine Spuren vernichtet und alles so gestaltet, dass der Verdacht auf den Freund falle.

Erst einen Tag später informieren die Frau und ihr Freund die Polizei. Dank einer Operation überlebt sie. Der Angeklagte bestätigt das gemeinsame Trinken, nennt den Freund der Frau aber eifersüchtig. Die beiden hätten sich an jenem Abend häufig gestritten. Er wisse aber noch genau, dass er ohne jede Gewalt gegangen und am nächsten Tag in seiner Wohnung aufgewacht sei.