Essen. .
Ab der kommenden Woche muss sich Taleb Z. vor Gericht verantworten. Er soll vor 19 Jahren seine Frau im Streit erstochen haben. Danach war er in den Libanon geflüchtet und später in den USA aus Angst vor einer Abschiebung untergetaucht.
Vor der II. Strafkammer des Landgerichtes beginnt am Montag der Prozess gegen Taleb Hussein Z. Er ist angeklagt, im Mai 1992 seine Frau Martina im Streit erstochen zu haben. Danach versteckte er die gemeinsamen Kinder im Alter von 1 und 3 Jahren bei Verwandten im Libanon, er selbst tauchte in den USA unter. Als er von der geplanten Hochzeit seiner Tochter Rana im Libanon erfuhr, wollte er sich dorthin abschieben lassen. Das brachte ihn in Haft.
Der 24. Mai 1992 beginnt als fröhlicher Kindergeburtstag bei Familie Z. an der Katernberger Hermannstraße: Tochter Rana wird drei Jahre alt. Doch als am Abend die Kinder im Bett sind, gibt es wieder einmal Streit zwischen Taleb Z. und seiner Frau Martina.
Eine falsche Vermutung
Die 24-Jährige will die Scheidung, und ihr Mann gerät außer sich. So sehr, dass er mit einem Küchenmesser auf sie einsticht, als sie im Wohnzimmersessel sitzt. Martina Z. wehrt sich verzweifelt und flüchtet, doch ihr Mann holt sie an der Wohnungstür ein und sticht noch einmal zu. Er schleppt die Leblose in die Küche, schließt ab, holt die beiden Kinder und flüchtet mit dem Familien-Geländewagen. Ein Tag später finden Verwandte Martina Z. tot in der Küche.
Die Polizei findet später den Geländewagen verlassen auf. Die Beamten der Mordkommission vermuten, dass Z. sich nach Beirut abgesetzt hat. Eine falsche Vermutung.
Taleb Z. bleibt acht Monate in den Niederlanden. Er zahlt 5000 Gulden, damit seine Kinder zu seiner Mutter in den Libanon geschleust werden. Er kauft einen falschen griechischen Pass, doch die Behörden lehnen seinen Einreiseantrag ab. Vor der drohenden Abschiebung flüchtet Z. in die USA. Erst nach New York, dann nach Detroit, wo er wieder unter falschem Namen lebt. Aus Angst vor einer Abschiebung taucht er unter und verdingt sich als Hilfsarbeiter in verschiedenen US-Bundesstaaten.
Ende 2010 erzählen ihm Verwandte: Deine Tochter Rana wird heiraten. Ein Visum für den Libanon kann Z. als Illegaler nicht bekommen. Also stellt er sich den Behörden in Detroit, damit er nach Beirut abgeschoben wird. Doch die stoßen im Fahndungsregister auf den internationalen Haftbefehl. Am 10. Januar wird er verhaftet, im April nach Deutschland ausgeliefert. Die Anklage lautet: Totschlag.