Essen. .

„Er war ein sehr fleißiger Händler“ sagt Richterin Ga­briele Jürgensen über einen 29-jährigen Afrikaner, der in Essen einen Drogenhandel en Gros betrieb. Über 600 Fälle wurden ihm zur Last gelegt, für vier Jahre muss der Mann aus Guinea in Haft.

Sieben Jahre wären auch in Ordnung gewesen, meint Staatsanwältin Dr. Heike Handke. Aber nach Rechtsgesprächen und einem darauf folgenden Geständnis, das eine umfangreiche Beweisaufnahme ersparte, verurteilte die XVII. Strafkammer des Landgerichtes am Mittwoch einen 29-jährigen Afrikaner wegen hundertfachen Drogenhandels zu vier Jahren Haft. Er war Drogenboss für die in einigen Fällen sogar minderjährigen Kunden in Altendorf. Vor allem Stammkunden aus dem Rotlichtmilieu versorgte er in mehr als 600 Fällen auf der Straße mit Heroin und Kokain. Im Prozess einigte man sich auf einen um zwei Jahre verkürzten Tatzeitraum von 2008 bis Februar 2011. Sein mitangeklagter Landsmann (22), der erst 2010 in den lu­krativen Handel einstieg, kam mit einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe davon.

„Er war ein sehr fleißiger Händler“, stellt Richterin Ga­briele Jürgensen fest, mit einem Service, den „nicht alle bieten“. 24 Stunden, rund um die Uhr, war das Drogen-Telefon für Bestellungen offen. In kleinen Mengen belieferten die Dealer ihre Kunden. Man traf sich für die Übergabe zum Beispiel vor Läden an der Altendorfer Straße. Zwei Varianten lieferte der 29-Jährige für die Nutzung seiner Gewinne. Beim Sachverständigen nannte er den Eigenkonsum. Vor Gericht versorgte er angeblich seine Familie mit dem Geld.

Wieder auf freiem Fuß

Schon am 26. August 2010 war der 29-Jährige der Polizei auf der Straße ins Netz gegangen. Vergeblich wehrte er sich heftig gegen die Festnahme. Wenig später war er wieder auf freiem Fuß und betrieb unbeeindruckt sein Geschäft weiter. In noch rund 200 Fällen versorgte er danach Kunden mit den Drogen. „Das hätte man verhindern können“, kritisiert Rechtsanwalt Volker Schröder die damalige Entscheidung des Staatsanwaltes, den Mann zu entlassen.