Essen.

Über die Taten selbst will der 19-Jährige Angeklagte am ersten Prozesstag vor dem Landgericht nicht sprechen, aber er räumt sie ein: Drei Frauen soll er im vergangenen Herbst brutal in Essen überfallen haben. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.

Darüber reden will er am ersten Prozesstag nicht. Weil er selber Angst davor hat, begründete der 19-Jährige am Dienstag vor der Jugendstrafkammer des Landgerichtes. Aber soviel gesteht er: „Ich habe die Sachen mit den Frauen gemacht“. Versuchter Mord wird ihm vorgeworfen. Im Abstand von je zwei Tagen überfiel er im Oktober vergangenen Jahres in Katernberg und Stoppenberg drei Frauen, 20, 15 und 37 Jahre alt. Zwei suchte er sich laut Anklage in der U-Bahn Linie 107 aus. Das Muster ist in allen Fällen fast gleich: Er schleicht sich von hinten an, reißt die Frau zu Boden, tritt sie mehrfach gegen Kopf und Gesicht. Die Frau verliert das Bewusstsein. Zwei Opfer sind lebensgefährlich verletzt.

Ein schneller Erfolg für eine Großfahndung

Nur selten hebt er den Blick, meist hält der Angeklagte den Kopf gesenkt, schaut auf den Tisch und knibbelt nervös an seinen Fingern. Erst im September 2010 kam er aus seiner rumänischen Heimat zu Mutter und Tante nach Essen. Der junge Mann hatte schon einiges hinter sich: Das Gymnasium musste er verlassen, weil er im März 2010 verhaftet wurde und sechs Monate in U-Haft saß. Da war er 18 Jahre alt. Innerhalb einer Woche hatte er in der Heimatstadt drei junge Frauen überfallen. Darüber spricht er. Es gibt erstaunliche Parallelen zu den Essener Vorwürfen. Er verfolgte die Frauen, machte sich von hinten an sie heran: „Ich habe sie mit Füßen getreten und mit Fäusten geschlagen“, muss der Dolmetscher für den Rumänen übersetzten. Ihre Gesichter sah er in keinem Fall, sagt der Angeklagte. Zu drei Jahren Haft verurteilte ihn das rumänische Gericht, ausgesetzt zur Bewährung. Danach verließ er das Land. Es scheint, dass die Überfälle in Rumänien gemäßigter waren, dass Gewalt und Brutalität sich in Essen immer mehr steigerten. Am 15. Oktober, einen Tag nach der dritten Tat, war er im Bereich der Straßenbahn in Katernberg gefasst worden. Ein schneller Erfolg für eine Großfahndung: Beamte hatten ihn mit einem Foto in der Hand gesucht, das man aus der Videoüberwachung der U-Bahn herausgezogen hatte.

Die Frage nach dem Warum, nach einem Motiv bleibt unbeantwortet: „Ich weiß es selber nicht“, erklärt der Angeklagte. Von Alkohol spricht er, davon, dass er auch in Essen vor jeder Tat vier Flaschen Bier getrunken habe. „Ich kann nicht viel vertragen“, erklärt er seine Reaktion darauf, und schildert: „ Wenn ich betrunken bin, mach ich Leute auf der Straße an. Ich weiß nicht, was dann in meinem Kopf vorgeht. Dann verfolge ich sie und greife sie an.“- Das Gericht setzte sieben weitere Termine für den Prozess an.