Es sind die Gegensätze, die den Zuhörer im „Dorstener Hammer-Mord-Prozess” vor dem Landgericht Essen erschüttern. Auf der einen Seite die Taten, deren Brutalität erschreckt. Auf der anderen Seite die vier 16 bis 19 Jahre alten Angeklagten aus Dorsten, die keine Spur von Reue zeigen.
Am Mittwoch geht es um die Mordversuche, aber auch um „normale” Überfälle, die zwei der Angeklagten gestehen.
„Einen schönen Abend” hätten sie sich machen wollen, sagt Burhan (17), aber leider habe ihnen das Geld gefehlt. Vor McDonalds am Bahnhof stand er mit Marcel (17), und da kamen sie auf die Idee, ein paar Jugendliche „abzuziehen”, die im Altstadttreff Musik hörten. Sie erzählen emotionslos von jenem Abend des 5. September 2008, als sie mit anderen Mittätern innerhalb von einer Stunde dreimal Jugendliche überfallen: Einer spricht die Jugendlichen an, fragt nach „Kippen, Gras, Geld” und fängt an, die Opfer zu durchsuchen. Die Ausgeraubten sind zwar oft stärker, aber in der Unterzahl. Ein 15-Jähriger: „Die anderen standen um mich herum. Für den Fall wohl, dass ich mich wehrte.”
Unterkiefer mehrfach gebrochen
Bei Burhan klingt das so: „Dann hat der sich gewehrt. Da bin ich hochgesprungen und habe ihn mit meinem Knie im Gesicht getroffen.” Richter Günter Busold, Vorsitzender der III. Jugendstrafkammer, muss daran erinnern, dass das Opfer einen mehrfachen Unterkieferbruch erlitt. Auch Marcel hat zugeschlagen, seinem Opfer einen Zahn abgebrochen. Erst bestreitet er das, dann gibt er es zu. Schließlich entschuldigt er sich bei dem Opfer. Allerdings nur „für die Falschaussage”. Auf Nachfrage von der Richterbank ergänzt er: „Auch für die Tat.”
Attacke mit Zahnbeil
Im Vordergrund stehen die Überfälle auf den Vater des Angeklagten Dominik (16) und die Mutter einer strafunmündigen 13-Jährigen. Geld erhofften sie sich, nahmen wohl auch den Tod der Opfer in Kauf. Als sie scheiterten, schlugen Burhan und Marcel einem Passanten ein Zahnbeil ins Gesicht. Er entkam, überlebte schwer verletzt.
"Sie wirkten ganz normal"
Die Tatwaffen, ein Spatenblatt und zwei Zahnbeile, werden gezeigt. Furcht erregend. Nach der Tat waren die beiden zur Freundin Burhans gefahren, aßen Pizza. Die Mutter des Mädchens: „Sie wirkten ganz normal.”