Essen.. Essen verzeichnet die höchste Wahlbeteiligung aller Generalkonsulate. Allein am letzten Sonntag kamen mehr als 10.000 Wahlberechtigte in die Messe Essen.
Die Präsidenten- und Parlamentswahl mobilisiert die Türken im Ruhrgebiet. Allein am Sonntag haben mehr als 10.000 Wahlberechtigte ihre Stimme in Essen abgegeben. „Ein Rekordtag“, vermeldete das Generalkonsulat am Montag, einen Tag vor Schließung des Wahllokals.
Auch im deutschlandweiten Vergleich ist Essen spitze. Im Einzugsbereich des Generalkonsulats Essen lag die Wahlbeteiligung bis Sonntag bei 54,5 Prozent – bundesweit der höchste Wert.
Seit Öffnung des Wahllokals am 7. Juni in der Messe Essen haben schon mehr als 60.000 der knapp 120.000 Wahlberechtigten ihre Kreuzchen im Saal Europa gemacht, darunter viele Erstwähler. In den ersten Tagen war die Wahlbeteiligung noch etwas verhalten – möglicherweise wegen des Fastenmonats Ramadan, der erst am vergangenen Freitag zu Ende ging.
Kurze Anfahrtswege im Ruhrgebiet erhöhen die Wahlbeteiligung
Yunus Ulusoy, Programmverantwortlicher im Zentrum für Türkeistudien und Türkeiexperte, führt die hohe Wahlbeteiligung auf die kurzen Anfahrtswege im Ruhrgebiet zurück. Im Bereich des Essener Generalkonsulats sind 120.000 Türken zur Wahl aufgerufen. Hinzu kommen die Wahlberechtigten aus Gelsenkirchen und dem Kreis Recklinghausen. Sie gehören eigentlich zum Generalkonsulat Münster, aber weil Essen für viele Gelsenkirchener Türken mit der U-Bahnlinie 11 erreichbar ist, dürfen sie auch in Essen wählen.
Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur vom Montag liegt Stuttgart mit einer Wahlbeteiligung von 46,1 Prozent auf Rang zwei, gefolgt von Köln (45,5 Prozent) und Düsseldorf (45,3 Prozent). Auffällig schwach ist die Wahlbeteiligung in Münster mit 23,9 Prozent. Bundesweit haben bislang 40,7 Prozent der Wahlberechtigten gewählt.
15 Wahlurnen am Wochenende statt zwölf
Um die überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung in Essen zu bewältigen, stellten die Mitarbeiter des Generalkonsulats an den beiden Wochenenden zusätzlich zu den zwölf vorhandenen einfach drei weitere Wahlurnen auf. Draußen vor der Messe bildeten sich an den beiden Wochenende lange Menschenschlangen – am letzten Sonntag reichte sie zeitweilig bis zur Brücke zwischen West- und Südeingang.
Türkeiexperte Yunus Ulusoy geht davon aus, dass Essen auch bei dieser Parlaments- und Präsidentenwahl Erdogan-Hochburg bleiben wird. „Die Türken im Ruhrgebiet sind relativ konservativ.“ Erdogan-Wähler entstammten dem Milieu der ersten Gastarbeiter, Männer aus Anatolien zumeist, die im Bergbau und der Schwerindustrie gearbeitet haben und in den zahlreichen Moscheevereinen verwurzelt sind.
Verschiedene Wahlbeobachter haben auch in der Messe Essen darauf geachtet, dass alles mit rechten Dingen zu geht. Ulusoy: „Ich halte Wahlmanipulationen in Deutschland für ausgeschlossen.“
Die transparenten Wahlurnen werden täglich geleert und die Briefe mit den Stimmzetteln in versiegelten Säcken im Generalkonsulat zwischengelagert. Ein Flugzeug bringt sie schließlich nach Ankara.