Essen. . Eine Menschenkette, ein „Haus der Religionen“ und andere Aktionen werben ab Freitag für ein friedliches Zusammenleben und gegenseitigen Respekt.
Eben erst sind 6000 Menschen unter dem Motto „Wir sind mehr“ durch die Innenstadt gezogen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Schon steht die nächste Kundgebung an: „Respekt gegen Konfrontation“ heißt es am Freitag, 21. September, wenn das kürzlich gegründete „Viel-Respekt-Zentrum“ dazu aufruft, ab 19 Uhr in der nördlichen Innenstadt eine „Respektmeile“ zu bilden.
Damit gemeint ist eine Menschenkette, die Bewohner des Quartiers und alle, die sich anschließen wollen, gemeinsam bilden werden, um für Vielfalt, Toleranz und eben gegenseitigen Respekt einzustehen. „Ich hoffe, dass wir von der Kirche St. Gertrud bis zum Domplatz kommen“, sagt Unperfekthaus-Gründer Reinhard Wiesemann, der mit dem Viel-Respekt-Zentrum ein weiteres Projekt in der nördlichen Innenstadt initiiert hat.
Auf dem Kennedyplatz präsentieren sich verschiedene Glaubensrichtungen im „Haus der Religionen“
Die „Respektmeile“ ist der erste öffentliche Auftritt und zugleich Auftakt für die diesjährige Auflage des Projektes Arche Noah, das am Wochenende 22./23. September auf dem Kennedyplatz steigt.
Im sechsten Jahr werben der „Initiativkreis Religionen“ und die Stadt Essen in ihrem Gemeinschaftsprojekt für ein friedliches Zusammenleben. Auch diesmal präsentieren sich verschiedene Glaubensrichtungen unter einem Dach im Haus der Religionen. Auch diesmal gibt es ein Bühnenprogramm mit Theater und Musik.
Arche Noah gehe es aber viel um mehr als um die Vielfalt der Religionen, betont Willi Overbeck, Pfarrer im Ruhestand und Mitinitiator des Projektes. Ja, hätten sie die Arche nicht schon vor Jahren flott gemacht, es wäre heute dafür allerhöchste Zeit.
Willi Overbeck spielt damit auf die aktuelle politische Auseinandersetzung über den Zuzug von Flüchtlingen an, die bereits auf der Straße ausgetragen wird. Ein Riss ziehe sich durch die Gesellschaft. Diese müsse sehr gut aufpassen, „dass sie ihre Humanität beibehalte und Vielfalt nicht als Bedrohung sieht“. Gegenseitiger Respekt sei die Basis, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Auch die Bewohner der nördlichen Innenstadt wünschten sich Respekt. Und sie seien bereit, anderen Respekt entgegenzubringen, sagt Ali Can, Leiter des Viel-Respekt-Zentrums. Dies habe er in den vielen Gesprächen erfahren, die er im Viertel geführt hat. Dass die nördliche Innenstadt immer wieder durch Clan-Kriminalität und Polizei-Razzien für Schlagzeilen sorgt, wird der Lebenswirklichkeit in Cans Augen nicht gerecht. Man dürfe das Viertel nicht darauf reduzieren.
Initiatoren der Respektmeile wollen sich nicht zu hohe Ziele setzen
Die Respektmeile sei eine gute Gelegenheit einander kennezulernen, so Can. Sinnbildlich gehe es um eine Verkettung von Menschen, die dieselben Werte teilen. Dass sich auch jene zwielichtigen Gestalten in die Menschenkette einreihen werden, die im Fokus der Polizeiarbeit gegen organisierte Kriminalität stehen, darf man wohl mit Recht bezweifeln. Ebenso, dass rechtsradikale Hooligans plötzlich respektvoll den Meinungsaustausch suchen. Man dürfe sich nicht zu hohe Ziele setzen, sagt dazu Reinhard Wiesemann. Es gehe darum Menschen, die einander Respekt zeigen, zu ermutigen und jene zu bestärken, die vielleicht unsicher sind. Für Ali Can ist das aller Mühen wert. Andernfalls, so fürchtet er, dass aus der Flüchtlingskrise eine Migrationskrise wird. Dass Menschen, „dem Staat den Rücken zukehren, und sich nicht mehr mit der demokratischen Grundordnung identifizieren“.
<<< Das Projekt Arche Noah
Auf dem Kennedyplatz wird es am Samstag, 22., und Sonntag, 23. September, von 12 bis 21 Uhr ein großes Bühnenprogramm geben.
Zu jeder vollen Stunde wird es den „Ruf der Arche Noah“ geben. Tanz- und Musikgruppen treten auf und es gibt Gespräche mit Haupt- und Ehrenamtlichen. Mit dabei sind das Maskentheater „anders eben“, Royal Street Orchestra und Folkloregruppen.