Essen. Nach dem Vorbild des Unperfekthauses eröffnet Reinhard Wiesemann ein „Viel-Respekt-Haus“ in der Nord-City. Chef wird #MeTwo-Initiator Ali Can.
Kreativ-Unternehmer Reinhard Wiesemann hat sich wieder etwas einfallen lassen. „Viel-Respekt-Zentrum“ heißt sein neuestes Projekt. Man ahnt es: Es ist beeinflusst von der brandaktuellen Debatte um Integration. „Wir glauben, dass die Menschen denken, dass Vielfalt etwas Gutes ist und dass man respektvoll miteinander umgehen muss. Tatsächlich müssen wir vielmehr darum werben“, beschreibt Wiesemann seine Motivation.
Wobei es mit dem Werben nicht getan sein soll. Das Viel-Respekt-Zentrum an der Rottstraße soll ein Ort sein, an dem Vielfalt gelebt wird. Miteinander oder nebeneinander, das spielt keine Rolle, betont Wiesemann. Aber immer mit Respekt. Darauf komme es an. Als gemeinsame Basis diene die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland.
„Freies Denken und angstfreien Austausch auch abwegiger Meinungen“
Leiten wird das Haus übrigens Ali Can, Initiator der Kampagne „#MeTwo“, die gerade bundesweit für Furore sorgt. Inspiriert von der Debatte um den ehemaligen Nationalkicker Mesut Özil hatte der 24-jährige Essener dazu aufgerufen, über alltägliche Erfahrungen mit Rassismus zu berichten. „Im Viel-Respekt-Haus, wollen wir Menschen zusammenbringen, die im Alltag nicht so viel miteinander zu tun haben“, sagt Can.
Das Viel-Respekt-Zentrum arbeitet nach demselben Prinzip wie das Unperfekthaus, das der Unternehmer 2004 im ehemaligen Franziskanerkloster an der Friedrich-Ebert-Straße gegründet hat. Kreative Köpfe finden dort Raum für künstlerische Aktivitäten. „Die vielen Projekte dort basieren darauf, dass wir in einer Gesellschaft leben, die freies Denken und angstfreien Austausch auch abwegiger Meinungen zulässt, und die einen Vorteil in Vielfalt sieht“, sagt Wiesemann.
Gemeinschaftsbüros, Seminarräume und einen öffentlichen Raum
Dieses Basis sieht er zunehmend gefährdet und zwar für alle freidenkenden Menschen. Denn Intoleranz, ja Hass finde sich längst nicht nur in anonymen Kommentaren im Internet. Auch in der politischen Debatte gehe es längst nicht mehr allein darum, wer die besseren Argumente habe.
„Im Viel-Respekt-Zentrum machen wir es wie im Unperfekthaus, sagt Wiesemann. „Wir stellen Räume für Projekte zur Verfügung“, dazu das nötige Equipment für Seminare, Vorträge oder auch einen Info-Tisch in der Fußgängerzone. Es wird Gemeinschaftsbüros und Seminarräume geben und einen öffentlichen Raum in der ehemaligen City-Messehalle. Einzelne Personen seien ebenso willkommen wie Initiativen. Eine Bedingung gibt es: „Die Leute müssen am Thema Vielfalt und Respekt arbeiten.“
Finanzielle Grundlage ist eine Stiftung, in die Wiesemann vier Immobilien einbringt
Die finanzielle Grundlage für das Haus ist eine Stiftung, die Wiesemann ins Leben gerufen hat. Als Kapitaleinlage bringt er vier Immobilien in der nördlichen Innenstadt ein. Aus den Miteinnahmen soll die Stiftung ihre Arbeit finanzieren. Regierungspräsidentin Brigitta Radermacher wird die Stiftungsurkunde am 17. August übernehmen. Am 8. September soll das Viel-Respekt-Zentrum dann offiziell die Arbeit aufnehmen.