Essen-Borbeck. Der Circus Verona hat sein Zelt in Essen-Borbeck aufgeschlagen, darf aber keine Vorstellungen geben. Das bringt das Familienunternehmen in Not.
Mit Gastspielen in Borbeck sollte die neue Saison im März wieder starten. Doch auch der Circus Verona musste alle Veranstaltungen absagen. „Als Zirkus hat man es heutzutage generell schwer, aber die Corona-Krise treibt uns in den finanziellen Ruin“, sagt Tatjana Tränkler verzweifelt. Sie führt das Familienunternehmen zusammen mit ihrem Partner und den fünf gemeinsamen Kindern bereits in der siebten Generation.
In Essen-Borbeck gab es nur eine Vorstellung
Die erste Vorstellung Anfang März habe noch stattfinden dürfen, „aber da haben sich auch nur 13 Besucher zu uns getraut“, sagt Tränkler. Das Zirkuszelt sei eigentlich für rund 500 Personen ausgelegt. Die Zirkus-Familie kann ihre Lebenshaltungskosten nicht decken Das Zirkuszelt auf dem Borbecker Festplatz an der Frintroper Straße steht leer. Die Corona-Krise macht die Familie arbeitsunfähig. „Wenn wir keine Vorstellungen machen können, haben wir logischerweise auch keine Einnahmen“, so Tatjana Tränkler. Die finanziellen Rücklagen seien aufgebraucht, da sie in die Planung der neuen Saison geflossen seien. „Wir wissen nicht, wie wir unsere Lebenshaltungskosten abdecken sollen und das macht uns eine riesige Angst“, erzählt die 51-Jährige.
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Ob der Familie staatliche Unterstützung zustehe, wisse sie noch nicht genau. „Von jeder Hilfsanlaufstelle wie zum Beispiel den Ämtern hören wir immer nur, dass wir als Schausteller einen Sonderfall darstellen. Wir können nur abwarten, bis alles geprüft ist.“
Familie ist den Tränen nahe
Und genau das verursache natürlich Panik. „Wir sitzen hier völlig ratlos und sind den Tränen nahe. Wir hoffen und beten inständig dafür, dass uns die Stadt Essen und die Bürger unterstützen.“ Auch die Tiernahrung kann nicht bezahlt werden. Besorgt ist die Familie auch um ihre Tiere. Zwei Kamele, sechs Ponys sowie Ziegen, Schafe und Hunde müssen mehrmals täglich gefüttert werden. Doch auch die Futterreserven würden sich dem Ende zuneigen. „Vielleicht kommen wir mit unserem Futter noch ein bis zwei Wochen aus. Aber spätestens dann sind wir auf Spenden angewiesen“, erklärt Tränkler und fügt hinzu: „Wir wissen uns wirklich nicht mehr zu helfen. Wir können ja auch als Kleinverdiener kein Bank-Darlehen aufnehmen.“
Zirkus hätte den Standort Borbeck eigentlich verlassen müssen
Darüber hinaus sei ebenfalls noch nicht sicher, wie lange der Zirkus noch auf dem Festplatz an der Frintroper Straße in Borbeck bleiben darf. Geplant war ursprünglich eine deutschlandweite Tour bis Ende November. Bereits am vergangenen Montag wollte die Familie nach Dinslaken weiterziehen. „Aber keine Stadt möchte uns in der aktuellen Krise aufnehmen, und auch die Stadt Essen prüft derzeit noch, wie lange wir noch in Borbeck bleiben dürfen“, sagt Tränkler.
Zurück in das Winterquartier in Herne könne die Familie nicht, weil das Gelände von einer dort ansässigen Firma gebraucht werde. „Wir wissen also überhaupt gar nicht, wie es weitergeht. Für einen Standort, wo wir vorübergehend hin könnten, wären wir sehr dankbar.“