Essen-Altendorf. Genervte Anwohner am Niederfeldsee in Essen-Altendorf protestieren gegen Ruhestörungen in der Nacht. Sie sehen sich „übelst beschimpft“.
Es scheint paradox: Sie wohnen an einem der schönsten Winkel Altendorfs, nämlich am Niederfeldsee, doch nach Sonnenuntergang ändert sich das Bild völlig. „Tagsüber ist es hier wunderschön“, bestätigt Barbara S. aus der Weuenstraße die allgemeine Wahrnehmung. Aber Abends ist alles anders, besonders in Frühjahr und Sommer.
„Die Anwohner werden übelst beschimpft und haben besonders in den Abend- und Nachtstunden Angst, in ihre Wohnungen zurückzukehren oder sie zu verlassen“, sagt S. Diesen Satz haben 60 Anwohner aus Protest „gegen die Missstände am Niederfeldsee“ unterschrieben. Es ist ein verzweifelter Hilferuf, wenn Barbara S. fordert: „Man muss uns helfen!“
Niederfeldsee in Essen-Altendorf ist im Westteil mit dem Auto erreichbar
Bereits im Spätsommer 2019 hatte Anwohner Klaus L. in einer Eingabe an die Bezirksvertretung auf die Situation an der Weuen- und Grieperstraße aufmerksam gemacht. Über diese beiden Straßen ist das Seeufer im westlichen Teil direkt mit dem Auto erreichbar. Schon wenige Meter weiter versperren hingegen Poller die Durchfahrt, so dass dort Radfahrer und Fußgänger in Ruhe flanieren können.
Mit der Ruhe ist es in den Sommermonaten vorbei, wenn überwiegend junge Leute abends und nachts mit ihren Autos zum See kommen. In warmen Nächten, von denen es in den vergangenen zwei Jahren mehr als genug gab, gehe es bis zum Morgengrauen rund. „Autoverkehr, zugeparkte Garagen, Dudelmusik, lautes Reden, Vermüllung – wir können nachts nicht mehr schlafen“, berichtet Barbara S. Dass vor den Garagen direkt am Seeufer einige sogar „ihr Geschäft“ machen , erhöht die Ekelquote.
Anwohner klagt: Keine Lebensqualität mehr
Wie auch ihr Nachbar, möchte sie nicht mit Namen in der Zeitung genannt werden, denn Bedrohungen gehörten zum Alltag. „Wenn wir um 23 Uhr um Ruhe bitten, dann wird man als „Nazi-Hure’ beschimpft. ,Verpiss Dich, zieh’ doch aus!’ heißt es dann“, berichtet die 66-Jährige, die als ehemalige Wirtin einer Altendorfer Kneipe sicherlich ein dickes Fell hat: „Aber hier gibt es keine Lebensqualität mehr.“
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Ihr Nachbar Klaus L. (66) lehnt schon aus politischer Überzeugung den verbalen Angriff auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe ab, obwohl auch er Sorge hat, körperlich angegangen zu werden: „Man will ja niemanden diffamieren.“ Er wolle die See-Besucher nachts auch gar nicht vertreiben, sondern sie nur um Rücksicht bitten. Doch auch damit habe er keinen Erfolg gehabt.
Forderung: Weuenstraße soll zur Einbahnstraße werden
Bernd Schlieper, EBB/Piraten-Bezirksvertreter und selbst Bewohner des Niederfeldsee-Viertels, bestätigt die Beschwerden seiner Nachbarn. „Da setzt eine kleine Volkswanderung ein, da wird bis in den frühen Morgen gelagert. Wenn sie ihre Sisha-Pfeifen rauchen, fühlt man sich in den Orient versetzt. Aber an die Gerüche kann man sich gewöhnen.“
Anders sei es mit der lauten Musik bis 4 Uhr morgens. Deshalb wünscht er sich nicht nur mehr Polizeistreifen, sondern hat bereits in der Bezirksvertretung einen konkreten Antrag gestellt: „Die Verkehrsführung in den Straßen sollte geändert werden, damit die Weuenstraße als Einbahnstraße ausgewiesen wird.“ Beim Bau des Sees sei kein ausreichender Parkplatz gebaut worden. Das räche sich jetzt.