Essen-Borbeck. Zwölf an Demenz erkrankte Personen finden nun einen Wohnplatz im „Haus Fürstenberg“ in Essen-Borbeck.

Es kommt auf die Sichtweise an, ob man um 4,6 Millionen Euro ärmer oder reicher geworden ist. Ute Berghaus. Vorstandsvorsitzende der Katholischen Familienhilfe e. V., fühlt sich ärmer, Oberbürgermeister Thomas Kufen reicher. Doch beide sind zufrieden, dass es so ist. Denn an der Schloßstraße in Borbeck weihten sie am Dienstag eine Wohngruppe für zwölf Demenzkranke, eine Kindertagesstätte für 99 Kinder sowie eine Sozialstation ein.

In Essen-Borbeck wurden 4,6 Millionen Euro investiert

Die Katholische Pflegehilfe investierte an der Schloßstraße in Borbeck die Millionen-Summe auf einem Grundstück, das bisher der evangelischen Kirchengemeinde gehört hatte. Ute Berghaus wählte einen historischen Vergleich, um die Bedeutung der Wohngruppe für Demenzkranke zu beschreiben. Bot an dieser Stelle vor 80 Jahren ein unterirdischer Bunker Menschen Schutz vor dem Bombenkrieg, so finden jetzt ein Dutzend an Demenz erkrankte Männer und Frauen eine geschützte Umgebung in dem Neubau.

Kontaktadressen

Informationen über die Demenz-Wohngemeinschaft gibt die Katholische Pflegehilfe e.V.

Katholische Pflegehilfe e.V. Holbecks Hof, 745276 Essen, 85 20 40; E-Mail: info@katholische-pflegehilfe.de.

Die Kita Mattisburg wird von Bianca von der Hofen geleitet, 31 93 75-566; E-Mail: bianca.vonderhofen@cse.ruhr

Die Nachfrage nach den Plätzen, auch aus Mülheim und Oberhausen, ist groß und überstieg das Angebot. Das Haus wurde ohne staatliche Förderung errichtet und daher konnten die Plätze frei vergeben werden. „Jetzt haben wir eine Warteliste“, berichtet Heike Demkowsky, die Leiterin der auf „Haus Fürstenberg“ getauften Einrichtung.

Überraschend kommt die Nachfrage nicht. Denn derzeit sind 1,7 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt. 350.000 leben an Rhein und Ruhr.

Kita „Mattisburg“ betreut 99 Kinder in fünf Gruppen

Bei der Einweihung: v.li. Markus Kampling (aus dem Vorstand der Katholischen Pflegehilfe), Sozialdezernent Peter Renzel, Ute Berghaus, OB Thomas Kufen und Caritasdirektor Björn Enno Hermans.
Bei der Einweihung: v.li. Markus Kampling (aus dem Vorstand der Katholischen Pflegehilfe), Sozialdezernent Peter Renzel, Ute Berghaus, OB Thomas Kufen und Caritasdirektor Björn Enno Hermans. © FUNKE Foto Services | Madeleine Hesse

Zum Konzept an der Schloßstraße 202 gehört die gleichzeitige Errichtung der Kindertagesstätte „Mattisburg“. Sie hat fünf Gruppen und bietet 99 Kindern Platz, Trägerin ist die Caritas SkF Essen gGmbH (CSE gGmbH), die Wert auf die integrative Pädagogik legt.

Für die zumeist alten Wohngruppen-Bewohner sei die Nähe zu den Kindern ein Segen, sagte Ute Berghaus. Denn es sei eine Brücke zwischen Alt und Jung, zwischen Krank und Gesund geschlagen worden. Ute Berghaus: „Die Bewohner profitieren vom unbeschwerten Lachen der Kinder. Denn lachen darf man auch mit Demenz!“

In anderen Gefühlslagen leben dagegen die Angehörigen der Dementen. Dass auch sie im Haus Fürstenberg Begleitung und Unterstützung erfahren, hob Oberbürgermeister Thomas Kufen hervor. Er nahm die Katholische Pflegehilfe aber auch in die Pflicht, im personellen und pflegerischen Bereich den hohen Anforderungen zu genügen. Er sei sich aber sicher, dass das auch geschehen werde.

Erste Kontakte mit der Mattisburg

Erste schöne Kontakte habe es auch bereits mit den Mattisburg-Kindern, berichtet Heike Demkowsky. So sei das St. Martinsfest gemeinsam gefeiert worden, gab es Nachmittage, an denen Gedichte aufgesagt oder auch zusammen gesungen wurde. Die Begegnungen sollen noch ausgebaut werden. Und Angehörige sind montags ins Demenz-Café eingeladen.

Unterhalb der von der Katholischen Pflegehilfe e. V. betriebenen Demenz-Wohngruppe ist die Sozialstation der katholischen Pflegehilfe mGmbH angesiedelt. Ihre 15 Mitarbeiterinnen arbeiten eng mit den 14 Beschäftigten in der Wohngruppe zusammen. Auf Wunsch können sie die pflegerische Versorgung direkt gewährleisten.