Essen-Borbeck. 1957 gegründet, entwickelte sich das kleine Kaufhaus in der Borbecker Mitte zu einem großen Fachgeschäft für Haushaltsgeräte. Jetzt schließt es.

38.000 Adressen enthält die Kundenkartei von Balster, dem Borbecker Fachgeschäft für Elektrogeräte, Einbauküchen und Unterhaltungselektronik. Die Kartei wird jetzt geschlossen, denn Michael und Petra Balster schließen zum 30. September ihr Geschäft an der Marktstraße in Borbeck. Die Zukunft gehört einer Kindertagesstätte für 45 Kinder.

Der Sohn möchte den Familienbetrieb nicht fortführen

Tradition: Petra und Michael Balster übernahmen vor rund 35 Jahren das Geschäft von Hans Balster, der das Kaufhaus seit 1957 erfolgreich aufgebaut hat.
Tradition: Petra und Michael Balster übernahmen vor rund 35 Jahren das Geschäft von Hans Balster, der das Kaufhaus seit 1957 erfolgreich aufgebaut hat. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Als vor vier Jahren der Sohn des Ehepaars Balster seinen Eltern signalisierte, das Geschäft in dann dritter Generation nicht übernehmen zu wollen, stand fest: Die Uhr für Balster läuft ab. „Es gab keinen wirtschaftlichen Grund für das Ende. Deshalb gehen wir locker damit um“, versichert der 57-jährige Chef von zuletzt elf Angestellten. Diese hat er bereits vor einem halben Jahr über den bevorstehenden Schritt informiert, so dass der überwiegende Teil von ihnen inzwischen einen neuen Arbeitgeber finden konnte oder in den Ruhestand getreten ist.

„Seit vier Jahren haben wir nun an einem Konzept gearbeitet, wie die Fläche neu genutzt werden könnte. Ich wollte ein zukunftssicheres Konzept haben“, erzählt Michael Balster, dessen Haus mit Geschäftslokal und 16 Wohnungen in Familienbesitz ist. Auf keinen Fall sollte es einen Leerstand geben. Der wäre sicherlich verheerend für das Einkaufszentrum Borbeck angesichts der Größe des Geschäfts: Allein das Erdgeschoss ist 550 Quadratmeter groß, dazu kommen noch jeweils 350 Quadratmeter für das Küchenstudio und das Lager.

Andere Firmen haben kein Interesse an der großen Geschäftsfläche

Der Ausverkauf läuft schon seit Tagen. Das große Geschäft wird immer leerer.
Der Ausverkauf läuft schon seit Tagen. Das große Geschäft wird immer leerer. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Michael Balster schaltete bei der Suche nach einer Nachfolgelösung jedoch keine Agentur oder einen Makler ein, sondern schrieb persönlich Firmen an, die seiner Meinung nach die Immobilie nutzen könnten. „Ich habe bei 30 Franchisegebern angefragt, darunter waren trendige Sachen, die Publikum anziehen wie ein Fitnessstudio oder ein Geschäft für Sauna- und Badausstattung, ein Bekleidungshaus, aber auch Gastronomen, Ärzte, Rechtsanwälte oder Physiotherapeuten. Aber es war enttäuschend, dass niemand es wollte.“ Zumal das Balster-Geschäft eigentlich günstig liegt. Michael Balster: „Es war segensreich, dass wir nicht in der Fußgängerzone sind. Unsere Kundschaft kommt sowohl vom Niederrhein bis hoch nach Raesfeld, als auch aus dem Essener Süden. Da halfen natürlich auch unsere 30 Parkplätze im Hof.“

Als die Neuvermietung gescheitert war, musste eine neue Idee her. „Vor zwei Jahren waren wir uns einig, dass wir entweder etwas für junge Menschen machen wollen oder sieben bis acht altengerechte Wohnungen bauen“, erinnert sich Michael Balster. Die Entscheidung fiel aber nicht schwer: „Eine Kindertagesstätte war schnell ganz weit vorn.“ Zumal das Jugendamt sofort auf den Vorschlag angesprungen sei: „Für uns spricht die Lage mitten im Zentrum mit guter Bus- und Bahn-Anbindung.“ Das notwendige Außengelände kann auf dem bisherigen Parkdeck angelegt werden. Mit einem freien Kita-Träger wird am Dienstag der Mietvertrag unterschrieben - nur einen Tag nach Ende des Ausverkaufs. Im August 2020 soll die Kita eröffnen.

Firmengründer Hans Balster (88) trägt die Entwicklung mit

Was Michael Balster beruhigt: Sein 88-jähriger Vater Hans, der die Firma vor über 60 Jahren gegründet hat, trägt die Pläne voll mit. Doch auch Balster-Kunde Siegfried Schwarz (73), Großvater von vier Enkeln, ist mit der Lösung einverstanden. „Eine Kita ist in Borbeck notwendig ohne Ende. Dass die Familie Balster das in Angriff nimmt, ist toll.“