Essen-Borbeck. . Rolf Eisenburger ist seit 50 Jahren ununterbrochen Verkäufer an der Marktstraße und gehört damit zum Inventar des bekannten Borbecker Geschäfts.

„Ich kauf’ mir was, kaufen macht soviel Spaß – ich könnte ständig kaufen gehn“, heißt es in dem Song „Kaufen“, den Herbert Grönemeyer 1983 veröffentlichte. Ob das Lied auch bei Rolf Eisenburger im Plattenschrank steht, ist nicht bekannt. Etwas abgewandelt jedoch wäre ihm der Text wie auf den Leib geschneidert, denn Eisenburger ist Verkäufer. Einer der guten alten Schule, dem der Spaß an seinem Beruf nahezu aus den Augen blitzt. Vom Scheitel bis zur Sohle – und das seit nun schon 50 Jahren.

Für die meisten Menschen ist’s wohl nur ein stinknormaler Dienstag, dieser 1. August 1968. Nicht so für Rolf Eisenburger, denn just an diesem Tag tritt er seine Lehre im Kaufhaus Balster an. Nachdem der 14-Jährige an der Möllhovenschule, einer der letzten Volksschulen in Borbeck, seinen Abschluss gemacht hat, stellt sich die Frage nach einer Lehrstelle. Zu der Zeit weht ein anderer, deutlich unbürokratischerer Wind. „Ich wollte Verkäufer werden, denn der Kontakt mit Menschen hat mir schon immer viel Freude gemacht“, erzählt Eisenburger heute. Also geht sein Vater zu Hans Balster, der das damals schon bekannte Kaufhaus in Borbeck betreibt. Der Rest ist Formsache, kurz darauf kann der junge Mann an der Marktstraße anfangen.

Am heutigen Standort stand früher der „Ratskeller“

„Der Eisenburger geht in die Eisenwaren und zur Berufsschule zur Sachsenstraße“. So oder so ähnlich wird es gewesen sein, denn in der Ausbildung und auch seinen ersten Jahren als ausgelernter Verkäufer ist Rolf Eisenburger im Untergeschoss aktiv, kümmert sich zudem um technische Spielwaren und um Gartenmöbel. Und das macht er derart gut und vor allem mit Hingabe, so dass er im Betrieb schnell zu einer festen Größe wird. „Er war immer so fleißig“, lobt ihn der heute 87-jährige Hans Balster noch fünf Jahrzehnte später.

Der Mann also, der 1957 gegenüber mit einem kleinen Haushaltswarengeschäft begann. Vier Jahre später zog er dann an die Adresse, die noch heute gültig ist. Marktstraße 57-59, wo viele Borbecker einst im „Ratskeller“ an der Theke saßen.

1963 kaufte Hans Balster das Gebäude und baute sein Geschäft nach und nach zu einer echten Größe aus. Noch heute kennt den Namen Balster in Borbeck nahezu jedes Kind, was aber auch daran liegt, dass man sich immer wieder neu erfand. Erfinden musste, denn irgendwann kamen die Großketten, dann kam das Online-Geschäft.

Zur Jahrtausendwende übernahm Michael Balster

1. August 2018: Die Geschäftsführer Michael und Petra Balster, seine Gattin Petra, Tochter Nicole (o.v.l.) und auch Senior-Chef Hans Balster (u.l.) überraschten Rolf Eisenburger zum Jubiläum. Auch Enkeltochter Maya durfte natürlich nicht fehlen.
1. August 2018: Die Geschäftsführer Michael und Petra Balster, seine Gattin Petra, Tochter Nicole (o.v.l.) und auch Senior-Chef Hans Balster (u.l.) überraschten Rolf Eisenburger zum Jubiläum. Auch Enkeltochter Maya durfte natürlich nicht fehlen. © Svenja Hanusch

Um überleben zu können, hieß es, sich zu spezialisieren. Um die Jahrtausendwende übergab Balster senior an seinen Sohn Michael, der schon als Sechsjähriger mit dem Go-Kart durchs Geschäft gefegt war. „Kontinuität ist wichtig. Viele Mitarbeiter sind 30, 40 Jahre bei uns.“ Und immer mittendrin: Rolf Eisenburger. Zuverlässigkeit, Beratung, Kundenservice. Das sei, womit sie stets hätten punkten müssten, seit die Konkurrenz den Menschen mit Billigangeboten den Blick vernebelt habe. Balster: „Wir führen natürlich auch preiswertere Dinge“, das Hauptaugenmerk aber liege nach wie vor auf hochwertigen Artikeln, die auch mal länger halten.

Torte, Wehmut, Enkeltochter

Am Mittwoch hatten Gattin Petra und Tochter Nicole Rolf Eisenburger ins Geschäft gelockt, „denn ich habe ja Urlaub“. Letztlich war der 64-Jährige aber gerührt, als er mit Sekt und Torte empfangen wurde. Etwas Wehmut werde mitschwingen, wenn er im September aufhört. „Aber meine Enkeltochter Maya wird mich auf Trab halten.“ Bis dahin aber mache er seine Arbeit, wie er sie immer machte. Und von wegen: „Kunde droht mit Auftrag, also unsichtbar machen“, wie es in manch anderem Haus üblich sei. „Den Gedanken kenne ich nicht.“