Essen-Frohnhausen. . „Lüttringhaus all inclusive“: In diesem Wohnprojekt leben junge Menschen mit Behinderung selbstbestimmt. Ein Besuch vor Ort in Frohnhausen.
Barrieren sind Hindernisse, erst recht und vor allem für Menschen mit Behinderungen. Denn gerade die können noch weitere Einschränkungen so ganz und gar nicht gebrauchen. Seit vor einigen Monaten an der Gervinusstraße 6 das „Lüttring-Haus“ eröffnete, eine Wohngemeinschaft für junge Menschen mit körperlichen Handicaps und in Anlehnung an die politisch aktive Hausbesitzerin Maria Lüttringhaus, zieht nach und nach ein anderer Geist in die Gegend ein.
„Wir wollen nicht nur bauliche Barrieren abbauen, sondern auch die Barrieren im Kopf.“ So oder so ähnlich könnte der Leitsatz lauten, den sich der in diesem Zuge neu gegründete Verein „EMMA und Wir“ auf die Fahnen geschrieben hat. Emma heißt zum einen die 18-jährige behinderte Tochter von Maria Lüttringhaus, das Kürzel aber steht auch für die Attribute „eigenständig, mobil, miteinander und aktiv“.
Drei Etagen im Haus für die Bewohner
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Für junge Menschen mit einer körperlichen Behinderung gibt es in diesem Land doch kaum eine Möglichkeit, eigenständig und selbstbestimmt zu leben“, sagen Maria Lüttringhaus und Jürgen Serek, der Vorsitzende des neuen Vereins. „Man trifft auch keine Menschen mit Behinderung in Essen. Da bleibt im Grunde nur das Pflegeheim, wo sie dann zusammen mit alten Menschen leben, leben müssen.“ Ein oft wenig befriedigender Zustand – übrigens für alle Beteiligten.
So stellte Maria Lüttringhaus letztlich ihr weit über 100 Jahre altes und äußerst uriges Haus zur Verfügung, in dem auf drei Etagen aktuell fünf junge Menschen mit einer Behinderung leben und im Bedarfsfall von engagierten Assistenten unterstützt werden. Darunter Emma Lüttringhaus und der 25-jährige Italiener Philipp, den vor Jahren ein Schlaganfall mächtig aus der Bahn warf.
Veranstaltungen sollen folgen, um Berührungsängste zu nehmen
„Das ist keine Betreuung“, sagt der Verein und legt auch Wert darauf, dass die jungen Menschen, die auch Miete zahlen, so weit es geht selbst entscheiden, worauf sie Lust und Laune haben.
Nebenan im Haus Nummer 4 hat der Dienstleister Inclusio e.V. Quartier bezogen, Spezialisten im Bereich Integrationshilfe, die die notwendigen Dienstleistungen organisieren.
Noch gibt es zwei freie Plätze, noch wird da Haus umgebaut. Natürlich barrierefrei, wie bereits der ausladende Fahrstuhl im Eingangsbereich verrät. Um aber auch die gewollte mentale Barrierefreiheit weiter zu befördern, um „normalen Menschen“ mögliche Berührungsängste zu nehmen, sollen auch verschiedene Räume im Erdgeschoss sowie der große, schöne Garten alsbald frei zugängig sein. Diese sollen so oft wie möglich genutzt werden.
Dort, wo Maria Lüttringhaus tagsüber das Fortbildungsinstitut „Lüttring-Haus“ betreibt, ist nachmittags Platz. „Deshalb wollen wir alsbald regelmäßig Veranstaltungen anbieten, und natürlich kann man die Räumlichkeiten auch mieten“, sagt der Vorsitzende. Kochen, Yoga, Fußball-Weltmeisterschaft und noch vieles mehr. Ideen, die möglichst schnell auch im gesamten Stadtteil die Runde machen sollen, damit in Frohnhausen noch viel, viel mehr zusammenwächst.
>>>>>Eröffnung im Rahmen des Frohnhauser Straßenfestes
Der neue Verein wurde vor einiger Zeit als gemeinnützig anerkannt. Das inklusive Wohnprojekt „Lüttringhaus all inclusive“ wird offiziell am Sonntag, 6. Mai, im Rahmen des großen Frohnhauser Straßenfestes eröffnet. Los geht’s um 10 Uhr, das Ende ist für 17 Uhr vorgesehen, teilt der Verein mit.
Mit dabei sind die Gesellschaft für soziale Dienstleistungen Essen mbH (GSE) als Kooperationspartner, OB Thomas Kufen als Schirmherr und die Ehrenamtagentur Essen, der es eigenen Angaben zufolge stets ein Anliegen ist, Themen im Stadtteil anzuschieben. Weitere Infos: www.luettringhausallinclusive.de.