Essen-Schönebeck. . Klaus Pfeffer spricht auf Diskussionsabend vom Ringen um eine Lösung, durch die der Kirchenabriss vermieden werden könnte. Aber noch weiter Weg.
Versöhnliche Töne und ein leichter Hoffnungsschimmer, die Kirche St. Antonius Abbas doch erhalten zu können, standen am Ende des Diskussionsabends, zu dem der Westdeutsche Rundfunk (WDR) am Donnerstagabend nach Schönebeck eingeladen hatten. Generalvikar Klaus Pfeffer ließ erst gar keine Schärfe aufkommen, als er sagte: „Hier ist der Prozess nicht hundertprozentig glücklich gelaufen.“ Im Moment werde – „auch mit den Verantwortlichen in der Pfarrei“ – gerungen, „wie finden wir hier eine Lösung, um diesen Standort vielleicht doch noch etwas länger zu halten als es ursprünglich mal anklang?“ In diesem Moment gehörte der erste Applaus des Abends ihm.
100 Zuhörer verfolgten in der Kirche die Diskussion auf einer Leinwand
Das Interesse an dem Schicksal der Kirchengemeinde bleibt eindrucksvoll groß. War der Gemeindesaal bei der Versammlung vor zwei Monaten schon überfüllt, so mussten jetzt rund 100 Schönebecker sogar in die Kirche ausweichen, um dem Gespräch zu folgen. Der WDR hatte hier kurzerhand aus der Radio- eine Fernsehsendung gemacht und die Runde auf eine Leinwand in den illuminierten Raum übertragen.
Kritik am Votum zum Entwicklungsprozess der St. Josef-Pfarrei äußerte der Sprecher der Facebook-Gruppe „Wir sind Abbas“. Es sei in finanziellen Fragen völlig intransparent, sage „so gut wie gar nichts“ über das finanzielle Vermögen der Gemeinde und bleibe damit „weit hinter Voten anderer Gemeinden zurück“. Das brächte die 300 Mitglieder der Gruppe „permanent auf die Palme“.
Gemeinde sollte auch selbstkritisch nach ihrer Beteiligung fragen
Dass der Widerstand der Gemeinde St. Antonius Abbas gegen den Abriss der Kirche so heftig war, hat das Bistum offenbar überrascht. Klaus Pfeffer: „Nachdem der Konflikt zur Jahreswende richtig aufschlug, hat es viele Gespräche gegeben.“ Die Gemeinde sollte sich aber auch fragen, wie sie sich selbst im langen Diskussionsprozess dargestellt habe. Es sei bemerkenswert, dass in der Gesamtpfarrei das „blühende Gemeindeleben“ von St. Antonius Abbas nicht wahrgenommen worden sei. Deshalb sollte man sich fragen: „Warum hat man Sie nicht gesehen?“ Die Gemeinden müssten auf einander zugehen. Die Kirche dürfe nicht die Augen davor verschließen, was auf kommende Generationen zukommt. Sie werde keine Zukunft haben, wenn alle nur auf ihre kleine Gruppe fixiert blieben.
Priestermangel gefährdet alle Bemühungen
Nächste Woche wird der Sachausschuss ein Zwischenergebnis vorlegen mit Vorschlägen, wie das Kirchengebäude erhalten werden könnte. Auf jeden Fall muss die Gemeinde seinen Erhalt finanziell sicherstellen. Eine zumindest teilweise andere Nutzung der Kirche ist dabei eine, aber nicht favorisierte Überlegung.
Albert Gerhards, Liturgiewissenschaftler der Universität Bonn, nannte mehrere Beispiele, wie im Großaum Aachen Gotteshäuser sinnvoll umgebaut wurden. In Düren sei ein Kindergarten angegliedert worden, ohne dabei den Sakralraum aufzugeben: „Er hat seine Identität verändert, hat sie aber nicht verloren.“
Auch Moscheen sind willkommende Sakralbauten
Die Ansicht einer Schönebeckerin, „dass immer mehr Kirchen abgerissen werden und immer mehr Moscheen entstehen“, entgegnete er jedoch kühl: „Ich bin froh über jeden Sakralbau, auch wenn es Moscheen sind. Auch eine Moschee ist ein Zeichen, dass es etwas anderes gibt als eine rein kommerzialisierte und verzweckte Welt.“
Drohend steht hinter allen Bemühungen jedoch der Priestermangel. Ohne Pastor als Bindeglied liegt das Gemeindeleben oft brach. Dass St. Antonius Abbas eine so lebendige Gemeinde ist, führte eine Gläubige auf Benno Brengelmann zurück: „Wir sind auf der Sonnenseite. Unser Pastor hat seine Schäfchen im Griff.“