Essen. Die St. Antonius-Abbas-Gemeinde kämpft gegen die Schließung ihrer Kirche. Am Sonntag informierte ein Arbeitskreis über das weitere Vorgehen.
Schon Ruhrbischof Hubert Luthe empfand Schönebeck einst „als Oase der Glückseligkeit“. Doch derzeit ist die Oase eher ein Ort in Aufruhr, wie die Versammlung am Sonntag im überfüllten Gemeindesaal bewies. Denn in wenigen Jahren droht der Abriss der Kirche St. Antonius Abbas. Käme es so, würde „ein christlicher Stadtteil entseelt“, warnte Michael Holtwiesche am Sonntagmittag. Er ist Mitglied des siebenköpfigen Arbeitskreises, den der Gemeinderat jetzt legitimiert hat, Ideen und Konzepte zu entwickeln, um das Herzstück des Gemeindelebens zu retten. Und zwar trotz des Votums der Pfarrei St. Josef, das die Kirche zur Disposition stellt.
Dass der Arbeitskreis seit seiner Gründung im Oktober 2016 bisher nur im Hintergrund gewirkt hat, sei Absicht gewesen: „Wir haben unsere Arbeit nicht über Fleisch- und Gemüsetheken propagiert.“
Das Gremium, zu dem auch Franz Klein, Klaus Diekmann, Thomas Hengst, Andreas Hüsgen, Bianka Speh und Reinhold Schramm gehören, hat nachgezählt, wie viele der 10 000 Schönebecker mehr oder weniger mit der katholischen Gemeinde zu tun haben. Ergebnis: „Knapp 9000 Einwohner sind christlichem Gedankengut und Veranstaltungen angeschlossen“, berichtete Michael Holtwiesche, der selbst darüber staunt: „Diese Zahl hat uns erschlagen.“ Er stellte die gefasst und ruhig zuhörenden Gemeindemitglieder allerdings auf harte Arbeit, um das Bistum zu überzeugen, den „Schönebecker Weg“ zu akzeptieren. Enttäuschungen werde es auch geben.
Die nächsten Planungsschritte
Thomas Hengst stellte anschließend die nächsten Planungsschritte vor, nachdem er selbstkritisch angemerkt hatte: „Im 2015 begonnenen Pfarrentwicklungsprozess waren wir nicht so extrem vertreten.“ Gleichwohl sei dessen Votum demokratisch entstanden. Jetzt gehe es um „pastorale, finanzielle und bauliche Alternativen“: „Wir haben Zeit gewonnen,für die nächsten zwei, drei Jahre, um diese Themen bearbeiten zu können.“
Mit Applaus nahm die Versammlung die Nachricht entgegen, dass Pastor Benno Brengelmann, der sich wegen einer Taufe entschuldigen ließ, der Gemeinde nicht nur bis zum St. Antonius-Abbas-Jubiläumsjahr 2025 erhalten bleiben möchte, sondern notfalls auch die Konsequenzen seines aufmüpfigen Verhaltens alleine tragen wolle.
Selbstkritisch merkte eine Rednerin an, dass die samstäglichen Vorabendmessen von Pfarrer Wolfgang Haberla in St. Antonius-Abbas nur spärlich besucht seien, also quasi boykottiert würden. Besser wäre es, dem Geistlichen von St. Josef durch regen Besuch vorzuführen, wie wichtig hier die Kirche sei. Dafür bekam sie allerdings auch Widerspruch: „Er könnte ja auch mal am Sonntag kommen!“
>>>>>Splitter aus der Versammlung:
Viel Applaus erhielt ein betagter Redner, der um stärkeres finanzielles Engagement bat, damit die Schönebecker Kirche erhalten werden kann. Er selbst werde seinen Beitrag für den Förderverein erhöhen, und zwar von derzeit 30 auf künftig 1000 (!) Euro im Jahr. Wenn 40 000 Euro fehlen, müssten sich ihm nur noch 39 weitere Gemeindemitglieder anschließen. . .
Nach dem Arbeitsauftakt im März ist für Mittwoch, 18. April, ein Sondierungsgespräch mit dem Pfarrgemeinderat, dem Kirchenvorstand, Pfarrer Haberla und Mediator Michael Meurer vorgesehen.
Bis Jahresende finden weitere Workshops des Arbeitskreises statt, um die bis dahin aufgestellten Konzepte zu besprechen.
Strittig ist, ob sich die Politik einschalten soll. Dafür ist Peter Reinirkens, dagegen Klaus Diekmann (beide CDU). Die Bezirksvertretung IV hatte einstimmig die Bildung eines Dialogforums beschlossen, allerdings bei Enthaltung der CDU.
Die Facebook-Gruppe „Wir sind Abbas“werde nicht abgelehnt, „wählt aber andere Worte“ als der Arbeitskreis, so Thomas Hengst.
>>>>>Das Arbeitsmotto lautet „Jetzt geht’s los!“
„Jetzt geht's los“ist das selbst aufgestellte Arbeitsprogramm des Sachausschusses überschrieben. Derzeit zählt das Gremium sieben Mitglieder, weitere Mitstreiter sind erwünscht.
Nach der Versammlungkonnten sich Interessenten auf Karteikarten zur Mitarbeit anmelden. Anregungen können auch in den Briefkasten der Kirche geworfen werden.