Essen-Bergeborbeck. . Noch sind es nur Ideen, die Jung und Alt zur Germaniastraße entwickelt haben. Beim Projekt „Stadtteilhabe“ könnten sie Wirklichkeit werden.

Mittags auf der Germaniastraße. Eine Frau mit Rollator bewegt sich vorsichtig von der Seite des Geriatriezentrums bis zur Straßenmitte. Dort, mitten zwischen den Bahnschienen, verharrt sie eine geraume Zeit, bevor sie die nächsten beiden Fahrspuren auf dem Weg zum Lebensmittelhändler überquert. Ähnliche Szenarien wiederholen sich in der nächsten halben Stunde zweimal.

Solche Bilder sind es, die die Bürgerinitiative gegen den wilden Automarkt (Bigwam) veranlassten, bei „Stadtteilhabe. Ein Bürgerprojekt“ der Ingenieurkammer-Bau NRW und der Stadt im Rahmen der Grünen Hauptstadt mitzumachen. Gesucht wurden Ideen aus der Bevölkerung. Nun liegen die Ergebnisse vor.

„Stadtteilhabe. Ein Bürgerprojekt
„Stadtteilhabe. Ein Bürgerprojekt". Im November 2016 stellten v.l. Georg Wiemann (Ingenieurkammer) , Jürgen Gramke (Bürgerschaft Kupferdreh), Bau-Dezernentin Simone Raskob, Heinrich Bökamp (Ingenieurkammer) und Klaus Barkhofen (Bigwam) das Projekt vor. © Herbert Höltgen

„Uns geht es nicht nur um Sicherheit, sondern auch um Verbesserung des Wohnumfeldes. Es ist gut, dass Jung und Alt ihre Ideen einbringen. Und die sollen nicht für den Papierkorb sein, sondern man muss schauen, was umgesetzt werden kann“, sagt Bigwam-Sprecher Klaus Barkhofen.

Die Gedanken sind frei

So nennt sich eine 26-köpfige Mädchen AG (5 bis 16 Jahre) der Gemeinde St. Maria Rosenkranz. Schon der Gruppenname verrät, dass es ihnen nicht um die strenge Umsetzung geht, sondern um die Idee. „Den Mädchen ist die Gemeinschaft wichtig“, sagt AG-Leiterin Nicole Appelmann. Dabei hätte sie die Interessen der alten Menschen im Blick, ohne eigene zu vernachlässigen. Den Übergang zwischen dem Contilia-Geriatriezentrum zum gegenüberliegenden Lebensmittelmarkt würde die AG farblich einfärben und abends beleuchten. Die Wege in die Grünanlage sollten speziell gekennzeichnet und mehr Bänke aufgestellt werden. Der Weg rund um die Kirche sollte geglättet werden, um ihn auch mit Inlinern nutzen zu können.

rePRINNT Bergeborbeck

Die Schülergruppe des Don-Bosco-Gymnasiums sieht einen Vorrang des Verkehrs. Das führe dazu, dass die Senioren aus dem Altenheim nicht die weiter entfernte Fußgängerampel, sondern den direkten Weg über die Germaniastraße bei laufendem Verkehr nähmen. Geeignete Übergange und Grünflächen, die Verlegung der Fahrbahninsel zwischen die Gleise, eine Anforderungsampel und die Verengung der Fahrbahn sollen die Situation entschärfen.

Germaniastraße 2.0

PERFeKT, die zweite Schülergruppe von Don-Bosco, will den Bereich der Germaniastraße zu einem ökologischeren und ruhigeren Lebensbereich umwandeln, wobei alle Gruppen (Senioren, Kunden, Fahrrad-/Autofahrer) profitieren sollen. Die Gefahr resultiere aus der zu hohen erlaubten Geschwindigkeit (50 km/h) sowie fehlender Verkehrinseln. Tempo 30 und zwei Grünstreifen sollen Verbesserungen bringen. Eine Einbuchtung würde den Autofahrern die Zufahrt zum Lebensmittelmarkt gewähren. Geplanter Flüsterasphalt käme sowohl Autofahrern wie Anwohnern zugute.

Team Rosenkranz

Die Senioren vom Team Rosenkranz schlagen folgende Lösung vor: Beibehaltung der Kreuzung Haus-Berge-/Hafenstraße mit der jetzigen Ampelregelung. Die Kreuzung Germania-/Zink-/Erdwegstraße wird ein Kreisverkehr. Die Straßenbahnhaltestelle wird barrierefrei umgebaut. Weitere Punkte sind der Rückbau der überdimensionierten Straßenfläche. Platz für Grün, Pkw-Parkplätze, Radwege und verbreiterte Gehwege.

Grün und sicher

Eine Gruppe von Contilia kam zu folgenden Ergebnissen: Durch Sicherheitszonen eingefasste Zebrastreifen machen die Überquerung der Germaniastraße sicherer. Die Schienenanlage soll mit Unterbrechungen bis zur Kurve Haus-Berge-Straße begrünt werden. Ab der Kreuzung Hafenstraße wird die rechte Fahrspur Richtung Borbeck zur Parkfläche. Der Verkehr wird einspurig über die Germaniastraße geführt.

Straßenplanung

Auch die Planungsgemeinschaft Bergeborbeck, geleitet von einem Architekten, sieht in einer Geschwindigkeitsbegrenzung einen wichtigen Schritt zur Steigerung der Wohnqualität. Neue Radwege (unter Einbeziehung des vorhandenen Radwegenetzes), Ruhe-, Grün- und Pflanzenflächen sowie Barrierefreiheit sollen ebenso dazu beitragen. Fußgängerampeln sollen „grüne Wellen“ haben.

>>> Abstimmung erfolgt im Internet

Die öffentliche Abstimmung läuft im Internet bis Montag, 4. September, um 14 Uhr unter www.abstimmen.stadtteile.de. Dort können die Konzepte auch noch einmal im Detail angeschaut werden.

Ein zweites Projekt von „Stadtteilhabe. Ein Bürgerprojekt“ gibt es in Kupferdreh, zu dem acht Konzepte eingereicht wurden. Die Sieger beider Gruppen erhalten jeweils 500 Euro.