Essen-Bergeborbeck. . Der Bereich Germania-/Haus-Berge-Straße soll aufgewertet. Bei „Stadtteilhabe. Ein Bürgerprojekt“ können die Bergeborbecker auf Augenhöhe mitplanen.

Bürgerbeteiligung bei Projekten der Stadtentwicklung ist nichts Ungewöhliches. Dass alle Akteure – Stadt, Ingenieure und Bürger – gleichzeitig und auf Augenhöhe aktiv sind, ist es hingegen schon. Dieses Ziel hat „Stadtteilhabe. Ein Bürgerprojekt“, das die Beteiligten am Mittwoch vorstellten. Die Partner wollen zeigen, dass so ein Ergebnis kreativ, nah an den Menschen und auf der Basis eines stabilen und zielorientierten Konsenses geschaffen werden kann. Zwei Planungsgebiete wurden dafür ausgesucht: eines in Kupferdreh und der Bereich Germaniastraße/Haus-Berge-Straße unter Einbindung der Querung zum Einkaufsbereich rund um Rewe in Bergeborbeck.

„Die Auszeichnung ,Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017’ motiviert uns ganz besonders, ungewöhnliche Wege in der Entwicklung unserer Stadt zu gehen“, erklärte Simone Raskob. Essens Baudezernentin betonte zugleich, dass es sich bei dem Projekt nicht um einen Ideenwettbewerb handelt. Von den Ergebnissen sollte am Ende schon etwas in die Praxis umgesetzt werden.

Der Bereich Germaniastraße/Haus-Berge-Straße berge – so Klaus Barkhofen – einiges an Gefahrenpotenzial. „Dort fahren Autos teilweise mit 70 und 75 Stundenkilometer her“, erklärt der Sprecher der Bürgerinitiative gegen den wilden Automarkt (Bigwam), die sich an dem Projekt beteiligt. Zudem sind Contilia und das Don-Bosco-Gymnasium mit im Boot. „Im Bereich von Germaniastraße/Haus-Berge-Straße wohnen nicht zuletzt durch das Geriatriezentrum viele alte Menschen. Die wählen mit ihren Rollatoren den kürzesten Weg, um zum Beispiel zu Rewe zu kommen“, sagt Barkhofen. Die Ampel in etwa 350 Meter sei da keine Lösung. Besonders freut den Bigwam-Sprecher, dass das Geriatriezentrum sein Wissen in das Projekt einfließen lassen will. Aber auch die Evag soll möglich mit ins Boot geholt werden, um über eventuelle Verbesserungen für die derzeitige Straßenbahnhaltestelle nachzudenken. „Mit dem Projekt könnte das Umfeld für die Bewohner verbessert werden“, hofft Klaus Barkhofen. Verbesserung des Wohnumfeldes und mehr Sicherheit sind Barkhofens vorrangige Ziele. Wenn dadurch das Umfeld für die illegalen Autohändler schlechter würde, hätte er aber auch nichts dagegen.

Bis dahin wird aber noch einige Zeit vergehen. Fachleute der Ingenieurkammer-Bau NRW werden am 24. März 2017 zunächst die Bürger einen Tag lang in der Hinsbeckschule so fit machen, dass sie in der Lage sein werden, selbst Ideen für die Gestaltung ihres Lebensumfeldes zu entwickeln. Danach können die Teilnehmer im „Selbsterfahrungspark“ am eigenen Leib erfahren, wie man mit einem Rollstuhl eine Rampe befährt oder wie man sich mit einem Blindenleitsystem zurechtfindet. Die ersten Idee sollen maßstabsgerecht in Modelle als Planspiel umgesetzt werden.

Alle Gruppen, die am Ende eine eigene Planung entwickelt haben, dürfen diese auf einer großen Fachtagung am 13./14. September 2017 im Ruhrturm erläutern. Und als „Bonbon“ können die Gruppen einige Tage zuvor ihre Entwürfe ins Internet zur Abstimmung stellen. Die meisten Stimmen und das Votum der Jury entscheiden darüber, wie drei Geldpreise (500 Euro, 400 Euro, 300 Euro) verteilt werden. „Wir sind maximal gespannt, wie dieser Prozess sich entwickeln wird. Wir sind von dem Erfolg überzeugt“, sagt Dr. Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW.