Essen-Schönebeck. . Bernhard Frings schreibt über den Auf- und Abbau des sozialen Netzwerks der Elisabeth-Schwestern. Schönebeck wird ihre letzte Heimat sein.
Die Geschichte der Essener Elisabeth-Schwestern geht zu Ende. Die jüngsten der 31 Ordensfrauen, die im vergangenen November von ihrem langjährigen Mutterhaus in Schuir in ein wesentlich kleineres Haus in Schönebeck umzogen, sind 63 Jahre alt. Nachwuchs gibt es nicht. In den 1930er Jahren umfasste der Orden noch rund 800 Schwestern in knapp 50 Niederlassungen. Um die Erinnerung an die Schwestern und ihre Arbeit wachzuhalten, hat der Historiker Bernhard Frings das Buch „Die Essener Elisabeth-Schwestern von 1843 bis 2017“ geschrieben, das jetzt erschienen ist.
Der Autor tauchte dafür nicht nur tief in das Archiv des Ordens ein, sondern führte auch Interviews mit neun Schwestern. Er berichtet über das Klosterleben und die sozialen, karitativen Aufgaben, die die Barmherzigen Schwestern von der Heiligen Elisabeth im Laufe ihrer über 170-jährigen Geschichte übernahmen.
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„Für die Schwestern war es anfangs ungewohnt, sich und ihre Arbeit so in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Schwester Diethilde Bövingloh, die als externe Generaloberin aus einem anderen Orden, nämlich den Franzikanerinnen aus Münster, das Haus leitet. Die Essener Schwestern selbst seien zu alt, um sich noch selbst zu organisieren. Nur die beiden jüngsten Schwestern sind noch aktiv und bewirten Bedürftige in der Elisabeth-Oase im Haus Nazareth an der Beethovenstraße im Südviertel mit kostenlosem Frühstück.
Keimzelle des Ordens war das Elisabeth-Krankenhaus
„Die Essener Schwestern leben in dem Bewusstsein, sich in der Vollendungsphase zu befinden. Vieles, das sie begonnen haben, wird ohne sie fortgeführt werden“, so Autor Bernhard Frings.
Die Keimzelle des Ordens war das spätere Elisabeth-Krankenhaus, wo die Schwestern in der Krankenpflege tätig waren. Als der Orden wuchs, zogen sie im April 1936 ins ländliche Schuir. Im neuen Mutterhaus in Schönebeck sind im Foyer alle 1253 Namen der verstorbenen und noch lebenden Elisabeth-Schwestern zu lesen. „Das hier ist schon etwas anderes als in Schuir, aber Schönebeck ist auch schön“, sagt Schwester Diethilde.
Schwestern begleiteten die Menschen lange Zeit
Autor Bernhard Frings war es wichtig, die soziale Arbeit der Schwestern im Industrie-Zeitalter zu belichten, die sich in der Krankenpflege, Schule, Jugendfürsorge und Altenhilfe engagierten. Sie begleiteten die Menschen „von der Wiege bis zur Bahre“, wirkten aber vorwiegend im Verborgenen.
„Während die Geschichte der Frauen in der katholischen Kirche im Mittelalter mit den Stiftsdamen gut aufgearbeitet ist, gibt es kaum Forschung über Ordensgemeinschaften und die Arbeit der geweihten Frauen ab dem 19. Jahrhundert“, sagt Wilhelm Damberg, Historiker an der Ruhruniversität Bochum. Dabei habe es um 1950 ungefähr viermal so viele Ordensfrauen wie Kleriker gegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen Schwestern oft Aufgaben in Kindergärten oder der ambulanten Krankenpflege für die Gemeinden, die den Orden dafür bezahlten.
Geordnetes Ende des Ordens muss organisiert werden
Der Rückgang der geweihten Frauen in der katholischen Kirche seit den 1950er/1960er Jahren sei mitverantwortlich dafür, dass viele soziale Aufgaben nicht mehr wie früher wahrgenommen würden. „Wir hoffen, mit diesem Buch auch anderen Ordensgemeinschaften einen Anstoß zu geben, ihre Geschichte zu dokumentieren“, so Damberg. Das geordnete Ende eines Ordens wie dem der Elisabeth-Schwestern zu organisieren, sei für alle Beteiligten eine neue Herausforderung.