Essen-Schuir. .
Fährt man mit dem Auto den Schuirweg von der Werdener Ruhrtalstraße aus nach oben in Richtung Autobahn oder nach Haarzopf, dann fällt der Blick nach links auf ein stattliches weißes Kloster. Es beherbergt seit 1936 das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth, das eng mit der Stadt Essen und deren Industriegeschichte verbunden ist.
„Als sozial tätige Schwestern kümmerten wir uns seit 1843 um die Not der Menschen in dem aufstrebenden Industriegebiet“, sagt Generaloberin Schwester Diethilde Bövingloh zur Geschichte des Ordens, der nach dem Geist des hl. Franziskus lebt, der sich der Armen und Schwachen annahm.
In Essen gründeten die Schwestern das Elisabeth-Krankenhaus als erste Klinik der Stadt. Schwester Diethilde, Franziskanerin aus Münster, die von Essens Bischof Dr. Overbeck und Schwestern in die Leitung des Zentralhauses berufen wurde und von einem Rat von drei Schwestern in ihren Führungsaufgaben unterstützt wird, erläutert die personelle Situation: „Ehemals hatten wir 900 Schwestern, heute ist die Mitgliederzahl auf 44 zurückgegangen, der Altersdurchschnitt liegt bei fast 83 Jahren, die Jüngste ist 60 und die Älteste 94 Jahre.“
Die 68-Jährige, Generaloberin des Ordens seit April 2014: „Ich bin da, um mit den Schwestern den Alltag zu gestalten, um Visionen zu haben und mit ihnen den Weg nach vorne zu gehen. Das heißt, in zwei Jahren werden wir das Haus hier verlassen, es ist zu groß, zu unwirtlich geworden – es ist eine Hülle, die nicht mehr passt. Wir feiern hier das vorletzte Weihnachtsfest.“
Die Arbeit im Mutterhaus sei nur noch mit einem Anteil freier Mitarbeiter zu bewältigen. „Wir sind mit der Rückkehr der Schwestern in ihr früheres Kloster Emmaus in Essen-Schönebeck befasst - dort wird neu gebaut und wir sind direkt an ein Seniorenheim angeschlossen.“
Ihr Fazit: „Es kann nicht früh genug damit begonnen werden, das würdevolle Ende einer Ordensgemeinschaft zu gestalten, wenn sich abzeichnet, dass keine jungen Mitglieder mehr eintreten. Wenn die Schwestern so alt sind, dass die Verantwortung ihnen zur Bürde wird, und sie vielleicht schon nicht mehr die Kraft haben, ihre Entscheidungen verantwortungsbewusst zu treffen, dann ist es zu spät, denn sie sind auf Hilfe von außen angewiesen.“
Die Kongregation untersteht dem Bischof von Essen. Drei Konvente gehören dazu, unter anderem auch das Haus Nazareth in der Essener Innenstadt, das täglich 50 Frühstücksgäste hat, die hilfsbedürftig sind und Weihnachten „ein wenig“ beschert werden.
Sie selber beschenken sich nicht: Ihr Geschenk ist die Geburt Jesu. Sie nehmen ein einfaches Mittagessen ein, begeben sich zur Mittagsruhe. Am Abend beten und singen sie in der Mutterhauskirche, stellen das von Pfadfinderinnen und Pfadfindern überbrachte Friedenslicht aus Bethlehem auf und trinken auch ein Glas Wein. „Ich habe im Mutterhaus einiges bewirken können und bin selbst erstaunt, dass es mir gelungen ist“ sagt Schwester Diethilde, als sie sich im Klostergarten auf ihren Lieblingsplatz setzt. „Das kann aus meiner Sicht nur die Führung Gottes sein. Gleichzeitig werde ich ihn bitten: Mache weiter so!“