Essen. Zahlreiche Bahnbrücken in Essen müssen saniert werden. Ingesamt gibt es 140 Brücken der Deutschen Bahn in der Stadt - davon sind zwei sogar so marode, dass nur der Abriss bleibt. 50 weitere Brücken weisen erhebliche Schäden auf. Gefahr für die Sicherheit bestehe aber nicht, so ein DB-Sprecher.

Die Deutsche Bahn beklagt einen Sanierungsstau bei ihren erheblich in die Jahre gekommenen Bahnbrücken. Von diesem Sanierungsstau sind auch viele der über 140 Bahnbrücken in Essen betroffen. In einer Datensammlung im Internet lässt sich jetzt die Schadenskategorie jedes Bahn-Bauwerks im Stadtgebiet abrufen. Zwei Brücken – eine in Überruhr-Hinsel, eine am Gleispark in Frintrop – müssen abgerissen werden, da das Reparieren zu teuer ist. Fast 50 Brücken fallen, laut Bahn-Bewertung, zudem in die Kategorie mit der zweitschlechtesten Bewertung. Sie weisen „umfangreiche Schäden auf“. Eine Instandsetzung „ist aber noch möglich“, heißt es.

Westen und Nordwesten betroffen

Eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hat den Zustand der exakt 25.678 Bahnbrücken in Deutschland zum Thema gemacht. Das Bundesverkehrministerium veröffentlichte daraufhin detaillierte Datensätze der Deutschen Bahn. So werden allein die 4384 beschienten Brücken in Nordrhein-Westfalen auf fast 100 Din-A4-Seiten dargestellt. Aus diesen Datensätzen lässt sich auch der in vier Kategorien eingeteilte Zustand der 140 Essener Bahnbrücken ablesen.

Grafik: Helge Hoffmann
Grafik: Helge Hoffmann © Unbekannt | Unbekannt

Vor allem die Gleisstrecken im Westen und Nordwesten der Stadt, vom Hauptbahnhof über Frohnhausen nach Borbeck, kommen sehr farbenfroh daher. Von den über 40 Brücken bis nach Dellwig und Frintrop weisen mehr als die Hälfte „umfangreiche Schäden“ auf. Hier ist der Sanierungsschwerpunkt der Deutschen Bahn in Essen. Außerdem haben viele Brücken im Übergang von Gelsenkirchen nach Katernberg und Kray sowie auf der Strecke von der Innenstadt über Stadtwald in den Süden nach Werden „größere Schäden“. Punktuelle Schäden, die am wenigsten besorgniserregende Kategorie sind demnach eher die Ausnahme.

Die Deutsche Bahn wollte sich auf WAZ-Anfrage nicht zur Situation auf einzelnen Strecken oder in einzelnen Städten äußern. Die Menge der Daten, so ein Sprecher, sei zu umfangreich. In NRW - soviel ließ sich das Verkehrskonzern entlocken - sind 262 Brücken dringend sanierungsbedürftig und sollen in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren erneuert werden. 240 sollen bis 2024 neugebaut werden. Laut Bahn-Sprecher ergibt sich der hohe Sanierungsbedarf auch aus der Geschichte: „In der Boomzeit der Eisenbahn Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sehr viele Brücken gebaut.“ Die erreichten jetzt mehr und mehr ihr Verfallsdatum und müssten erneuert werden.

Sicherheitsbedenken lassen sich, laut Bahn, nicht aus den Daten und den verschiedenen Schadensbereichen ableiten. Brückenbauwerke werden mindestens alle drei Jahre geprüft und einmal pro Jahr im Rahmen einer Begehung in Augenschein genommen. „Die betriebliche Sicherheit jeder einzelnen Brücke ist jederzeit gewährleistet.“

Beim Blick auf die farbenfrohe Schadenskarte und mögliche Bergschäden in der Stadt muss man zumindest einmal tief durchatmen.