Essen.. Fast jede dritte Brücke in Essen ist älter als 80 Jahre. Die Stadt will deshalb ein Erneuerungsprogramm auflegen. Noch gibt es dafür keine finanziellen Mittel. Erste „Kandidaten“ für eine umfangreiche Sanierung aber gibt es schon.

Dass Brücken zuweilen mehr ertragen können, als ihnen die Ingenieurskunst einst zugedacht hat, beweist die Kampmannbrücke am Baldeneysee - als Provisorium geplant, überdauerte die Ruhrquerung Jahrzehnte; erst im kommenden Jahr wird die Brücke durch einen 6,5 Millionen Euro teuren Neubau ersetzt. Als Beispiel für den Umgang mit anderen Brückenbauwerke in dieser Stadt kann und darf die Kampmannbrücke damit nicht herhalten. Da gilt: Die Zeit drängt. Denn fast jede dritte der 250 Brücken zwischen Karnap und Kettwig ist inzwischen älter als 80 Jahre und muss eher früher als später instand gesetzt werden.

Stadt erarbeitet Brückenkataster

Fest steht heute schon: Die Summe von einer Million Euro, die die Stadt für diesen Zweck in den Haushalt eingestellt hat, wird nicht ausreichen. Erforderlich ist vielmehr ein Erneuerungsprogramm wie es die Stadt in diesem Jahr bereits für marode Hauptverkehrsstraßen aufgelegt hat. „Es bricht keine Brücke zusammen. Diese Angst kann ich nehmen“, sagt Dieter Schmitz, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr. „Aber wir können nicht mehr allzu lange warten.“

Aktuell arbeitet die Behörde deshalb an einem Brückenkataster - einer Bestandsaufnahme, die detailliert Auskunft darüber gibt, in welchem baulichen Zustand die 250 Brücken sind und wann es angezeigt wäre, einem Verfall vorzubeugen. Gedanklich stehen bei Amtsleiter Dieter Schmitz zwei Bauwerke bereits ganz oben auf der Dringlichkeitsliste: die Brücke an der Rellinghauser Straße an der Einmündung Eisenbahnstraße und die vielbefahrene Bottroper Straße, die zwischen Friedrich-Lange-Straße und Hafenstraße eine S-Bahnlinie überbrückt.

Steigendes Verkehrsaufkommen setzt Brücken zu

Die Sanierung dieser Querung wird die Stadt vor weitaus größere Herausforderungen stellen angesichts des Schwerlastverkehrs, der täglich über die Bottroper Straße rollt, womit die Ursache des Problems benannt wäre. Das steigende Verkehrsaufkommen setzt den Brücken zu. Nun rächt sich, wenn beim Bau mit Rücksicht auf die Kosten „spitz auf Knopf“ gerechnet wurde. Was die Brückenlast angehe, gibt es „nach oben keine Reserven mehr“, sagt Schmitz und denkt dabei insbesondere an Spannbetonbrücken aus den 1960er und 70er Jahren. „Es wäre klug, ein paar Eisen mehr reinzulegen“, so Schmitz.

Die etwa 100 Jahre alte Brücke an der Rellinghauser Straße leidet unter der Straßenbahn. Im Amt für Straßen und Verkehr haben sie sich Gedanken darüber gemacht, wie die Brücke saniert werden könnte, ohne dass die Straßenbahnlinie 105 über Monate stillgelegt werden müsste. Unter das historische Bauwerk soll eine zweite tragende Stahlkonstruktion gesetzt werden. Treffen würde es die Radfahrer auf der Gruga-Trasse. Sie müssten einen Umweg radeln, damit ihnen bloß kein Stein auf den Kopf fällt.