Essen. Seit Jahren verfällt der Eisenhammer im Deilbachtal in Essen-Kuperdreh. Ein Konsortium setzt sich für den Erhalt des historisch bedeutenden Ensembles ein. Die Kulturlandschaft gilt als Wiege der Industrialisierung. Neue Gutachten beziffern Kosten auf rund 2,5 Millionen Euro.
Bislang war der Eisenhammer im Kupferdreher Deilbachtal vor allem ein gutes Anschauungsobjekt für alle, die dem Zahn der Zeit mal bei der Arbeit zusehen wollten. Seit Jahren verfällt die Keimzelle der industriellen Metallverarbeitung im Revier. Ein Ensemble, das trotz seiner einmaligen kulturhistorischen Bedeutung immer weiter an Substanz verliert. „Ob einige Gebäudeteile den nächsten Winter überstehen, wissen wir nicht“, sagt Hans Schippmann, langjähriger CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen. Der hat sich der Rettung des Kleinods nun zusammen mit einem neu gegründeten Konsortium verschrieben, zu dem das Ruhrmuseum, die Kupferdreher Bürgerschaft und der Verein „Idee“ mit dem Industriekultur-Experten Ulrich Borsdorf gehören.
Inzwischen glaubt man diesem Ziel einen Schritt näher zu sein. Im Kulturausschuss wurde jetzt ein neues Gutachten vorgelegt, das endlich belastbares Zahlenmaterial liefert. Allein die Instandsetzung des letzten erhalten Eisenhammers im Ruhrgebiet, den man für Schmiedevorführungen flott machen will, wird da mit 269 000 Euro beziffert. Dazu kommen über 1,1 Millionen Euro für die Instandsetzung des Meisterhauses und der Arbeiterhäuser, die schon abgestützt werden. Auch muss die Wasserkunst wiederhergestellt werden, denn wenn der Deilbach über die Ufer tritt, wird der einst per Wasserkraft betriebene Eisenhammer heute geflutet. Kalkulierte Gesamtkosten: ca 2,5 Millionen Euro.
Hoffnung auf Rettung des Eisenhammers
Mit den Gutachten wächst die Hoffnung, dass sich der Landschaftsverband Rheinland der Rettung dieses einmaligen Zeugnisses der vorindustriellen Entwicklung finanziell annimmt. Positive Signale seitens des LVR gebe es schon lange, doch zunächst wollte man Kalkulationen haben. Antragsfrist ist im April 2015. „Wir wollen schon bis Weihnachten fertig sein“, sagt Schippmann. Denn nach Jahren des Wartens und Vertagens soll es endlich voran gehen. Ohne juristischen Streit und Störfeuer, am liebsten sogar für eine Weile „ohne die Politik, die von vornherein kritisch eingreift“, sagt Schippmann, denn „wenn wir nicht allmählich zu Potte kommen, werden unsere Nachfahren von diesem einmaligen Tal nichts mehr haben“.
Am Ende des Prozesses soll das Tal nicht nur kulturhistorisch, sondern auch wirtschaftlich neu belebt werden, mit einem gemeinnützigen Trägerverein und einem Nutzungskonzept, das touristische wie gastronomische Belange berücksichtigt. Vieles, was heute überwuchert und gar nicht mehr sichtbar ist, könnte sogar reanimiert werden, hofft Schippmann, vielleicht sogar die alte Eisenbahn. Das freilich ist Zukunftsmusik. Und ohne die Mitwirkung der Bürgerschaft wird es nicht gehen, der Stadt fehlen für ein Freilichmuseum im Deilbachtal einfach die Mittel. „Die Vergangenheit ist eine Lehranstalt für alle“, findet Schippmann. Nach Jahren des Stagnierens könnte es nun eine Stufe weitergehen.