Essen. . Freie Fahrt für Senioren: Die Polizei Essen und die NRZ luden zu einem humorvollen Verkehrssicherheitstraining in das Hospital zum Heiligen Geist ein – für Wirbel sorgte dabei Handpuppe Hermann, die einer der Beamten mit viel Liebe zum Detail verkörperte

Testfrage: Seit wann gilt in Deutschland das Tempolimit von 100 Stundenkilometern außerhalb geschlossener Ortschaften? Richtig, seit 1972. Es waren durchaus knifflige Fragen, denen sich die betagten Teilnehmer bei der Verkehrsaufklärung „Freie Fahrt für Senioren“ bei einem Quiz stellen mussten – die Polizei Essen und die NRZ hatten gestern zu einem Sicherheitstraining mit Unterhaltungsfaktor ins Hospital zum Heiligen Geist in Schonnebeck eingeladen.

Mittlerweile geht die NRZ-Aktion ins 43. Jahr. Anders als in früheren Jahren, als die Senioren in Bussen zum Veranstaltungsort Schloss Borbeck gefahren wurden, bot die Polizei diesmal mehrere Termine in verschiedenen Stadtteilen an. Das ist Teil des Konzepts: „Wir möchten so viele ältere Menschen in Essen erreichen wie möglich“, sagt Uwe Rippke, Leiter der Verkehrsinspektion I. „Deshalb müssen nicht Sie nicht zu uns kommen – die Polizei kommt zu Ihnen.“ Unter den Gästen war auch Bürgermeister Franz-Josef Britz (CDU), der den Senioren herzliche Grüße der Stadtspitze übermittelte. Von der Essener Verkehrswacht zeigte außerdem Geschäftsführerin Elke Treptau bei der Veranstaltung Flagge.

Gebäckteilchen müssen sich die Teilnehmer hart erarbeiten

Doch will man Menschen für eine Sache gewinnen, sollte man ihnen eine angenehme Atmosphäre bieten; diesen Grundsatz hat die Polizei auf ganzer Linie beherzigt und die Besucher ausgiebig mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. „Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie alle nicht zu Mittag gegessen haben“ witzelt Rippke, als zunächst keine Ruhe einkehren will und die Meute sich erstmal übers Kuchenbuffet hermacht.

Doch die Gebäckteilchen müssen die Teilnehmer sich hart erarbeiten. In bester „Einer wird gewinnen“-Tradition mit Hans Joachim Kulenkampff teilt Moderator Frank Kloßek den Saal in zwei Gruppen ein. Jetzt ist profundes Fachwissen gefragt, denn die Teams müssen Fragen aus fünf Kategorien in verschiedenen Schwierigkeitsstufen beantworten. Sogar ein wenig Mathematik steht auf dem Stundenplan: Welche Elemente sind bei einem Fahrrad vorgeschrieben? Wie lang ist der Anhalteweg einer Straßenbahn bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern? Fragen, die den grauen Zellen einiges abverlangen.

Möglichst viele Verkehrsschilder merken

Wer ein gutes Gedächtnis hat, kann bei einer Aufgabe Punkte absahnen: Nicht weniger als elf Verkehrsschilder werden nacheinander eingeblendet und die Teilnehmer müssen sich so viele wie möglich merken. „Hier wird aber nicht gespickt!“ mahnt Kloßek streng, denn beide Teams zeigen sich sehr ehrgeizig. Besonders freuen sich die Senioren über den Besuch eines Ehrengastes mit Problemfrisur bei der Veranstaltung: Und das ist Hermann, eine strubbelige Handpuppe, der Polizist Willi Aufmhof mit viel Charme als Synchronsprecher Leben einhaucht. Und Hermann ist ein waschechter Ruhri, der als solcher natürlich kein Blatt vor den Mund nimmt: „Wissen Se, nach’m Turnen geht meine Frau Hedwich ja noch gerne mit ihre Freundin einen schnasseln...“

Überhaupt benötigen die Beamten für die Sicherheitstrainings eine gehörige Portion Showtalent. Mal klären sie Vorschulkinder über die Risiken im Straßenverkehr auf, dann versuchen sie, leichtsinnige Jugendliche an Schulen zur Vernunft zu bringen und müssen schließlich auch Senioren mit ihren Sicherheitstipps erreichen. „Wir erhalten extra eine vierwöchige Schulung mit Moderationstraining, für die wir später auch eine Prüfung ablegen müssen.“, verrät Rippke. Manch einer entdeckt dabei vielleicht sogar Potenzial für eine zweite Karriere.