Essen. In der Essener Verwaltung gibt es Überlegungen, das Bürgeramt Rüttenscheid und das Bürgeramt Frohnhausen zusammenzulegen. Vorreiter für diese Tandemlösung sind die Bürgerämter in Altenessen und Stoppenberg. Die Stadt prüft derzeit, welche Leistungen in den Ämtern genutzt werden.
Ein Rüttenscheider wollte seinen neuen Personalausweis abholen und sah sich im Bürgeramt seines Stadtteils an der Alfredstraße der geballten Verwaltungskompetenz gegenüber: Gleich vier Mitarbeiterinnen warteten morgens auf Kundschaft. Sekunden, nachdem die Wartenummer gezogen war, erfolgte die Zuteilung an einen Schreibtisch. Ein freundliches Gespräch, Pass-Übergabe und der Vorgang war erledigt.
Künftig könnte das nicht mehr ganz so schnell und einfach gehen. Denn je nach dem, wann ein Bürger das Bürgeramt in Rüttenscheid besucht, könnte er vor verschlossenen Türen stehen. Es gibt in der Verwaltung Überlegungen, manche sprechen sogar von Plänen, das Rüttenscheider Bürgeramt mit dem Bürgeramt in Frohnhausen an der Freytagstraße 29 zu vermählen.
Die ersten Erfahrungen sind gut
Das Stichwort heißt Tandemlösung. An drei Wochentagen ist das eine Amt geöffnet, an zwei Tagen das andere Amt. In Summe würde Personal eingespart oder, wie es so schön heißt, konzentriert und effektiver eingesetzt. Vorreiter sind die Bürgerämter in Altenessen und Stoppenberg. Die werden seit Mitte Juli von einem gemeinsamen Team betreut. Das kümmert sich montags, dienstags und donnerstags um Altenessener, mittwochs und freitags sind die Stoppenberger dran. Die ersten Erfahrungen sind gut.
Modell für die Zukunft gesucht
Vergleichbare Pläne für eine Partnerschaft zwischen Rüttenscheid und Frohnhausen bestätigt die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung nicht. Pressesprecher Stefan Schulze weist lediglich auf einen laufenden Evaluierungprozess hin, „in dem geprüft wird, wie die Bürgerämter von Bürgern genutzt werden“. Heißt: Wann kommen wie viele Essener und beantragen Reisepass, Personalausweis oder nutzen einen der diversen anderen Servicedienste in den noch insgesamt neun Bürgerämtern in der Innenstadt (Gildehof), in Rüttenscheid, Frohnhausen, Borbeck, Altenessen, Stoppenberg, Steele, Kupferdreh und Kettwig.
Aus der gegenwärtigen Nutzung soll dann ein tragfähiges Modell für die Zukunft abgeleitet werden, das dann schon im Herbst oder Winter greifen könnte. In der vor allem durch Einsparungen angespannten Personalsituation wird nicht alles beim Alten bleiben. Tandemmodelle wären eine Lösung. Die Schließung von einzelnen Bürgerämtern ist auch nicht mehr auszuschließen. „Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt“, sagt beispielsweise Dirk Heidenblut. Wenn der SPD-Bundestagsabgeordnete in seiner Heimatstadt ist, nutzt er auch das Bürgeramt vor Ort. „Wenn sich etwas tun muss, dann halte ich Zusammenlegungen und die Tandemlösungen für sinnvoll. Bürgerämter sind für die Bürger ein ganz wichtiger Anlaufpunkt“, sagt Heidenblut.