Essen. Zusätzlich zu den sechs feststehenden Behelfsstandorten für Asylbewerber in Essen, müssen wohl schon ab nächster Woche Turnhallen und Gästehäuser genutzt werden, sagte Essens Sozialdezernent Peter Renzel. Der Zustrom an Flüchtlingen in die Ruhrgebietsstadt lasse keine andere Wahl.

Die Diskussionen um Dauer- und Übergangsheime für Asylbewerber sind noch in vollem Gang, da meldet die Stadt eine neue Verschärfung der Lage: „Wir haben nach jetzigem Stand schon in einigen Tagen keine Möglichkeiten mehr, die zu uns kommenden Menschen unterzubringen“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Das bedeutet: Notunterkünfte müssen her, zusätzlich zu den bereits feststehenden sechs Behelfs-Standorten.

Händeringend fahndet die Sozialverwaltung derzeit deshalb nach Gästehäusern und auch Privathäusern, die auf die Schnelle angemietet und in Asylunterkünfte umgewandelt werden können. Auch das Nutzen städtischer Turnhallen könnte notwendig werden. „Montag oder Dienstag müssen voraussichtlich die Entscheidungen fallen“, so Renzel.

Grund für die Dramatik sei der weiter starke Zustrom an Flüchtlingen aus Krisenstaaten wie Syrien und Afghanistan, aber auch aus den Westbalkanstaaten. Die Stadt sei wie andere Kommunen auch verpflichtet zur Aufnahme und Unterbringung.

Ein Info-Brief zu Notunterkünften für 12 500 Haushalte

Unterdessen hat die Stadtverwaltung angekündigt, die Bürgerinformation an den sechs Standorten zu intensivieren, die für eine zeitlich befristete Unterbringung von Asylbewerbern schon länger vorgesehen sind. Es handelt sich um die Schulgebäude an der Tiegelstraße (Nordviertel), Hatzperstraße (Haarzopf) und Kapitelwiese (Stoppenberg). Ferner werden angemietete Wohncontainer auf Grundstücken an der Papestraße (ehemaliges Jugendzentrum in Holsterhausen), Rauchstraße/Prosperstraße (Dellwig) und am Overhammshof (früher Kutel) in Heidhausen aufgestellt.

Weil die Zeit für eine Bürgerversammlung ferienbedingt zu knapp sei, greift die Stadt erstmals zum Mittel des direkten Anschreibens. Rund 12 500 Haushalte im Umkreis von 500 Metern zu den jeweiligen Standorten erhalten in den nächsten Tagen Post. Darin schildert die Stadt ihre Zwangslage und bittet die Bürger die „Zwischenlösungen“ zu akzeptieren. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung, die wir nur gemeinsam bewaltigen können“, heißt es.

Ende der Notlösungen wird in Aussicht gestellt, aber zeitlich nicht garantiert

Der Brief stellt in Aussicht, dass nach einer Entscheidung des Rates über sieben Dauer-Standorte und deren Fertigstellung, die Übergangsstandorte ab Ende 2015 wieder entfallen könnten. Allerdings vermeidet der Brief Formulierungen, die diesen Zeitpunkt garantieren. Zugesagt ist hingegen eine 24-Stunden-Betreuung der Übergangsheime mit Hausleitung, Hausmeister und Sicherheitsdienst, es werde auf „strenge Einhaltung der Hausordnung“ geachtet. Für die Anwohner gebe es konkrete feste Ansprechpartner und das Angebot von „Runden Tischen“ nach dem Vorbild Kupferdreh-Dilldorf.

Renzel erklärte, der Brief sei nicht als Ersatz für Bürgerversammlungen gedacht, diese würden so schnell wie möglich nachgeholt.