Essen.. Leser blickten hinter die Kulissen von Deutschlands größtem Aluminium-Produzenten. Die „Trimet“ ist ein Unternehmen der Superlative: mit 600 Meter langen Werkshallen und einem gigantischen Stromverbrauch von 5 Terrawattstunden.
XXL wohin das Auge blickt. In der gigantischen, 600 Meter langen Halle der Alu-Hütte reiht sich Ofen an Ofen, 120 sind’s hier, weitere 240 in den anderen beiden Hallen. Ein kräftiges Dauer-Brummen erfüllt den weiten Raum und die Luft flimmert wie in der Sahara. Dabei ist die Hitze heute noch erträglich, es sind „nur“ 30 Grad. „Neulich hatten wir 46“, berichtet Hans-Dieter Jensen (73), der schon seit 25 Jahren Besuchergruppen aus aller Welt durchs Werk führt.
Heute öffnen sich die Pforten der „Trimet“ für zwei Dutzend WAZ-Leser. Hartmuth Flintrop (63), einst Elektriker, beschleichen nostalgische Gefühle, als er mit seiner Frau Magdalene Öfen und Gießerei, Tiegel und Kräne bestaunt. „Ich habe das Werk ja vor 40 Jahren mitaufgebaut, aber es seitdem nie richtig in Aktion gesehen“, erzählt der Rentner, und fügt hinzu: „Mich fasziniert, wie sich die Arbeiter in den riesigen Hallen fast verlieren.“
Fünf Terrawattstunden Strom
Die „Trimet“, Deutschlands Nummer eins in der Aluminiumproduktion, ein Gigant fürs leichte Metall, beschäftigt in Essen 700 Mitarbeiter, darunter 600 in der Produktion. Es ist ein Wirken ohne Stillstand. „Wir arbeiten an 365 Tagen rund um die Uhr“, sagt Werkschef David Eisma stolz. Noch ein Superlativ: Die Alu-Hütte, zwischen Stadthafen und Georg-Melches-Stadion gelegen, braucht - eine irre Zahl - fünf Terrawattstunden Strom. Das sind fünf Milliarden Kilowattstunden - soviel wie die Großstädte Essen und Düsseldorf zusammen verbrauchen.
Reinhard Riedel aus Holsterhausen, einst in der Personalabteilung der Bahn beschäftigt, beeindruckt besonders die schwere körperliche Arbeit. Er sagt mit tiefer Anerkennung: „Die Leute haben ihr Geld echt verdient.“ Besonders spektakuläre, ja fast mystische Bilder vom Kampf des Menschen mit den Elementen erzeugt die Alu-Hütte in der Nacht - wenn Flammen aus den Öfen schlagen und es beim Einfüllen neuer Tonerde laut zischt.
Aluminium für jeden Zweck
Die Gruppe steht jetzt vor Ofen Nummer 43, als ein Absaugfahrzeug anrollt und den gierigen Stahlrüssel ausfährt. 1300 Kilo schafft jeder Ofen am Tag. „Welche Temperatur hat das Aluminium da drin?“, fragt ein Leser. „1000 Grad“, antwortet Klaus Hoffmann, der Leiter der Werkstofftechnik. Auf der „kalten Seite“ des Werkes stehen die Leser vor fertigem Aluminium in allen Formaten: vom 7-Kilo-Barren, der an Schokoriegel erinnert, bis zum kolossalen, silbrig-funkelnden 13-Tonnen-Quader. Rohlinge, die Autoschmieden wie BMW, Audi und Porsche in Motoren, Felgen und Zierleisten verwandeln. Andere machen Tuben und Dosen daraus - oder das bunte Gewand für den Schoko-Nikolaus.