Essen. In einer leerstehenden Hauptschule in Essen-Stoppenberg soll ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge entstehen. 450 Anwohner kämpfen dagegen - sie protestierten am Montagabend gegen die Pläne für das Asylantenheim. Am Mittwoch wollen sie bei der Sitzung des Stadtrates erscheinen.
Marianne Klesper hat diesen Kampf schon einmal geführt. Und gewonnen. Jetzt kämpft sie erneut. Aber die Niederlage ist nicht mehr abzuwenden. Das Asylheim, das die Stadt Essen an der Kapitelwiese im Stadtteil Stoppenberg plant und gegen das sich die Anwohner wehren, wird kommen.
Es ist über 20 Jahre her, dass die Stoppenbergerin Marianne Klesper gegen ein Übergangswohnheim in ihrem Stadtteil gekämpft hat. Damals, in den 1990er-Jahren, „haben wir Frauen Nachtwachen gehalten. Und unsere Männer haben sich in Baggerschaufeln gesetzt“, erinnert sich die 63-Jährige. Der Protest hatte Erfolg: Es gab ein Gerichtsurteil. Die geplanten Häuser für Asylanten „Im Mühlenbruch“ wurden nicht gebaut. „Damals haben wir durchgeatmet“, sagt Marianne Klesper.
Stadt hat Stoppenberger mit dem Plan überrascht
Heute ist das nicht mehr so einfach. Denn: Die Unterkunft muss nicht erst gebaut werden. Die leerstehenden Gebäude der Hauptschule an der Kapitelwiese 35 und 68 sollen für die Asylbewerber genutzt werden. Die Stadt hat die Stoppenberger, wie damals „Im Mühlenbruch“, mit dem Plan überrascht. Der wurde letzte Woche veröffentlicht und soll Mittwoch im Rat verabschiedet werden. „Es ist ein Überfall auf die Anwohner“, sagt Marianne Klesper.
Sie gehört zum Organisations-Team der Bürger-Initiative, die sich gegen den Überfall wehren will. Die Stoppenberger haben reagiert. Sie haben Flugblätter gedruckt und verteilt, Mitbürger an deren Haustüren und in Geschäften angesprochen, Unterschriften gesammelt. „3500 Stück in dreieinhalb Tagen“, sagt Marianne Klesper. Am Montagabend traf sich die Initiative zum Protest an der Kapitelwiese, 450 Menschen kamen. Mittwoch wollen sie die Ratssitzung besuchen.
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Marianne Klesper will mit ihrer Gruppe nicht in eine rechte Ecke gestellt werden. „Wir haben viele Migranten, die sich bei uns engagieren.“ Sie will, dass die Bedenken gehört und ernst genommen werden. Eine Unterkunft im Wohngebiet, zwischen einer Grundschule und einem Kindergarten, dazu mit dem Bischöflichen Schulzentrum und weiteren Kindergärten in der Nähe. „Vor allem die älteren Leute und die Mütter haben Angst vor dem, was da kommen soll. Sie fürchten einen neuen sozialen Brennpunkt“, sagt Marianne Klesper.
Ihre Initiative hält auch die Gebäude an der Kapitelwiese für nicht geeignet, um sie als Unterkunft für 140 Menschen zu nutzen. „Aber es wird wohl so kommen.“ Sie hätte sich eine kritische Auseinandersetzung gewünscht.
Gekämpft wird trotzdem. Am Montagabend in Stoppenberg. Mittwoch im Rat. „Wir geben nicht auf“, sagt Marianne Klesper.