Essener Norden. Die Stadt hat ein Problem mit der Insekten-Krankheit: Gerade wurde der fünfte Sperrbezirk mit Sonderrichtlinien für Imker eingerichtet.

Es war eine leicht zu übersehene Notiz im täglichen Informationsbrief der Stadt Essen: „Änderung der Tierseuchenverordnung“ stand da geschrieben. Und: „Für die Stadt Essen ist ein Sperrbezirk zu errichten.“ Dieser neue Sperrbezirk betrifft Flächen in Karnap und in Altenessen: Dort gelten für Bienen – und damit für ihre Imker – Sonderrichtlinien.

Auf dem benachbarten Stadtgebiet in Gelsenkirchen ist die tückische Amerikanische Faulbrut entdeckt geworden. Die ist für Menschen harmlos und beeinträchtigt auch nicht den Genuss von Honig. Aber für die betroffenen Bienen ist die Krankheit tödlich. „Sie ist heilbar. Aber das ist in Deutschland nicht erlaubt. Betroffene Völker müssen vernichtet werden“, erklärt Dr. Ulrich von Rueddorffer. Und der Tierarzt der Stadt Essen stellt fest: „Wir haben ein Faulbrut-Problem.“

"Die Imker werden schon nervös"

Die Faulbrut ist keineswegs neu. Im November 2013 ist sie in der Stadt wieder aufgeflammt. Und seitdem breitet sie sich fleißig aus. Der neue Bereich im Essener Norden ist bereits der fünfte Sperrbezirk mit einem 1000-Meter-Radius, der auf dem Stadtgelände eingerichtet wurde. Die weiteren finden sich in Frintrop, Dellwig, Fischlaken und Heisingen. „Die Imker werden schon nervös. Sie sehen, dass die Einschläge näher kommen“, sagt Norbert Herborn. Der Imker ist Verbindungsmann zwischen dem Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt der Stadt und den etwa 200 Imkern in Essen. Norbert Herborn, Herr über 20 Völker mit fast einer Million Bienen, ist im Essener Norden selbst von den neuen Richtlinien betroffen. Auch drei seiner Völker wohnen in einem Sperrbezirk. Die darf er nun nicht aus diesem Bereich herausholen und beispielsweise verkaufen. Auch Materialien aus dem Bienenstock, wie Wabenteile, dürfen nicht weitergegeben werden.

Genau daran hält sich allerdings nicht jeder Imker. Und so breitet sich die Amerikanische Faulbrut, die die Nachkommenschaft der Bienen zu einer braunen Soße verkommen lässt, aus. Imker, die die Pflichtregistrierung bei der Stadt nicht vorgenommen haben, tauschen oder verkaufen beispielsweise Materialien aus ihren infizierten Bienenstöcken. Ein vergleichsweise günstiger Schnelltest für 30 Euro würde schon zeigen, ob ein Bienenvolk befallen ist. „Aber es gibt Imker, die diesen Test nicht machen wollen“, sagt Dr. Ulrich von Rueddorffer. Den Betroffenen ist die Konsequenz klar, bei der finanzielle Überlegungen eine wesentliche Rolle spielen: Die Bienen werden getötet, die Materialien aus dem Bienenstock verbrannt.

Mittelfristig deutet sich Entwarnung an

In den Sperrbezirken werden Pflichtuntersuchungen in allen registrierten Bienenvölkern vorgenommen. So kann die Faulbrut kontinuierlich bekämpft werden. Mittelfristig deutet sich Entwarnung an. Allerdings: Ausrotten wird man die Krankheit, deren Auswüchse schon die Römer einst beschrieben hatten, nicht. Denn Bienen halten sich nicht an Sperrbezirke oder an Stadtgrenzen. Und auch Imker tauschen und verkaufen ihre vermeintlich unbelasteten Materialien gerne weiter.