Essen. Menschen, Tiere, Provokationen: Der chinesische Maler Yongbo Zhao zeigt seine Gemälde in der Essener Galerie KK. Der Titel der Ausstellung: „Menschen, Frösche und andere Tiere - Das Bestiarium des Yongbo Zhao“. Im Forum Kunst & Architektur geht’s derweil um Medien.
Menschen, Tiere, Provokationen: In der Welt des chinesischen Malers Yongbo Zhao ist das Leben manchmal ein großes Bestiarum. Bevölkert von aufgepumpten Putern, grimassierenden Fledermäusen und dickwanstigen Kröten. Der Mensch ist mickrig im Vergleich zu Zhaos feisten Fabelwesen, doch er arbeitet sich mit tolldreister Unbelehrbarkeit an diesen übermächtigen Monsterkreaturen ab.
Und wer vor seinen drastischen, brillanten und irritierenden Gemälden wie „Wir üben noch...“ steht, der sieht die Fahnen des Spanischen Bürgerkriegs im Geiste ebenso wie die Proteste auf dem Platz des himmlischen Friedens. Die politische Vieldeutigkeit, die Yongbo Zhao seinen fantastischen Bilderwelten eingemalt hat, ist dabei keine kalkulierte Enthaltung, sondern Lebensklugheit. Die Macht, weiß Zhao, ist in jeder Schattierung bizarr und hässlich, ob man sie nun durch die sozialistische oder kapitalistische Ideologie-Brille sieht.
Als der Mann aus der Mandschurei dabei vor über 30 Jahren mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Deutschland kam, weil er die großen europäischen Meisterwerke endlich einmal im Original sehen wollte – war er daheim in China schon ein etablierter Künstler und einer der jüngsten Kunstprofessoren das Landes. Die Freiheit der Farbe hat er dann an der Kunstakademie München gefunden, aber er hat sie nie leichtfertig benutzt. Seine Bilder bewegen sich bis heute auf faszinierende Weise im Rahmen der eigenen und der europäischen Kunstgeschichte, verarbeiten die persönlichen Erfahrungen mit den Repressalien des maoistischen China ebenso wie die Einflüsse von Goya und Delacroix oder anderen Meistern, die er verehrt und bewundert.
Neue Ausstellung im Forum Kunst & Architektur
Und so zeigt der chinesische Wahlmünchner, der heute in China und Deutschland lehrt und arbeitet, gleichsam vertraute und doch fremde Bilderwelten, deren überwältigende Wucht und schauerliche Schönheit in altmeisterlicher Manier ganz selbstverständlich Kontinente und Kulturen verbindet. Und immer wieder fühlt man sich dabei gefesselt von dieser puren Ironie, dem anarchischen Humor. Lachen, das weiß Yongbo Zhao gut, befreit nicht nur. Es ist manchmal auch das wirkungsvollste Mittel der Gegenwehr.
Künstlerische Nachrichtenfreiheit herrscht derweil im Forum Kunst & Architektur. Für die Ausstellung „Medien, Nachrichten, Impulse“ haben sich Essener Künstler mit Gleichgesinnten aus der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn verbündet. Von dort kommen kritische Kultur-Kommentare als „Newsletter Beethoven Haus“, während Reni Scholz einen Zeitungsstapel zum zweckdienlichen „Krisenhocker“ verarbeitet hat. Mixed Media Arbeiten, Fotografie und „Feldpost“ künden vom künstlerischen Umgang mit der schnelllebigen Medienwelt.