Frische Ideen sichern dem letzten Bullen die fünfte Staffel
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Essen. . Er packt’s noch einmal an. Mit frischen Ideen geht der letzte Bulle wieder an die Arbeit. Zwar ist er in seinem Job zum Streifenpolizisten degradiert worden, im Mittelpunkt der fünften Staffel der Sat.1-Serie steht Henning Baum in seiner Rolle als Mick Brisgau dennoch.
Rumms. Am Ende des langen Flures fliegt die Tür auf, dann eilt ein Mann schnellen Schrittes über den Gang. Unüberhörbar ist die Stimme selbst aus der Entfernung, wie ein Schraubstock der Händedruck wenig später. Breit das Kreuz, lang die Haare, muskulös die Arme. Henning Baum ist angekommen.
Eigentlich hat er gar keine Zeit. „Endabnahme“, sagt er nur. Aber Termin ist Termin. „Ich lass Leute nicht gerne warten.“ Er will ja auch etwas erzählen. Über Mick Brisgau, der ja bekanntlich „Der letzte Bulle“ (Sat.1, 20.15 Uhr) ist und heute in die fünfte Staffel geht. Deshalb ist auch Gerda Müller, verantwortliche Produzentin der Serie bei der Firma ITV, mitgekommen.
Herrlich altmodisch
Man war sich ja nicht sicher, ob man ihn noch einmal wiedersehen würde, diesen Polizisten, der – aus 20-jährigem Koma erwacht – auf herrlich altmodische Art Kriminalfälle löst. Nicht wegen der Quoten. Die waren hervorragend. Aber nach vier Staffeln war die Geschichte eigentlich auserzählt. Baum nippt an einem Espresso und nickt. „Wir wussten schon länger, dass wir nicht weitermachen können wie bisher“, erinnert er sich. „Und dann“, sagt Müller, „hat Henning eine Idee gehabt.“
Henning Baum, der letzte Bulle
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Er ist quasi in die Zukunft gereist. „Ich habe mich einfach gefragt, was wäre, wenn wir Mick und die anderen zwei Jahre später noch mal besuchen.“ Die Antwort darauf haben die Drehbuchautoren Christoph Darnstädt und Johannes Lackner gegeben. Sie haben Brisgau zum Streifendienst-Beamten degradiert, seinen Partner Andreas dagegen ins Landeskriminalamt befördert. Meisner wurde in die Privatwirtschaft geschickt, Ferchert in die Lokalpolitik. Und Tanja ist nach Argentinien ausgewandert. Nur Uschi steht immer noch hinter dem Tresen ihrer Kneipe.
Dann haben die Autoren einen Fall entwickelt. Einen Fall nur, der sich über alle acht Folgen zieht und in dem sich die Wege der Figuren wieder kreuzen. So langen Atem haben deutsche Serien normalerweise nicht. Zuschauer, heißt es, würden so etwas nicht mögen.
Risiko neue Erzählweise
„Unsinn.“ Baums Handkante zischt in die Höhe, haut auf den Tisch, die Stimme wird lauter. „Henning…“ versucht Gerda Müller Dampf aus dem Kessel zu nehmen, aber Baum hat gerade erst Fahrt aufgenommen, erinnert wieder mal an Mick Brisgau. Die Zuschauer seien viele Jahre total „verzuckert“ worden, ärgert sich der 41-Jährige. „Man hat ihnen immer nur vorverdautes Zeug vorgesetzt. Von uns bekommen sie jetzt mal was zum Kauen.“ Natürlich wissen beide, dass die neue Erzählweise ein Risiko ist. Aber sie halten es für überschaubar. „Der letzte Bulle“ verfüge ja schon über bekannte Charaktere. „Wir erzählen, wie sie sich weiterentwickeln“, erklärt Müller. „Wie sie sich an diesem Fall abarbeiten und am Ende andere geworden sind“, ergänzt Baum.
Man merkt: Baum mag Brisgau. Er nennt ihn eine „ehrliche, bodenständige Figur mit vielen Facetten“. Aber Baum ist nicht Brisgau, selbst wenn die Grenzen für Außenstehende manchmal verschwimmen. „Ich habe ihn nur sehr nah an mich herangezogen.“ Genau wie an die Region, in der sie beide leben. „Die Figur ist absolut typisch für das Ruhrgebiet“, findet er und ist überzeugt: „In anderer Umgebung würde sie nicht funktionieren.“
Dann muss er weg. „Ist noch viel zu tun.“ Wieder der Schraubstock, wieder die schnellen Schritte. „Bis zum nächsten Mal“, ruft er beim Hinausgehen. Scheint, als hätten sie noch viele Ideen für Mick Brisgau.
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