Essen. Immer mehr Radfahrer sind auf Essens Straßen unterwegs. Doch langfristig gesehen gibt es immer weniger Unfälle, an denen Fahrradfahrer beteiligt sind. Woran das liegt, ist allerdings schwer zu sagen: Die Statistiken seien nur sehr schwer zu interpretieren, weiß Jörg Brinkmann vom ADFC.

Im Frühling werden sie wieder mehr – die Meldungen über Radfahrer, die einen Unfall bauen. An der Moltkestraße verunglückte Anfang letzter Woche ein Radler (59). Er lag verletzt im Straßengraben, die Polizei versucht noch immer, den Hergang zu klären. Ende letzter Woche übersah eine Autofahrerin (70) in Heisingen einen Radfahrer (64), der Mann stürzte und musste ins Krankenhaus. Bestürzung löste im letzten Frühjahr der Fall einer 58-Jährigen aus, die nach einem Sturz vom Rad am Baldeneysee starb.

Erst später kam heraus: Eine Vorerkrankung war schuld am Tod der Frau, nicht der Sturz vom Rad. Auch wenn die Zahl der Fahrrad-Unfälle vom Jahr 2012 zum Jahr 2013 um knapp fünf Prozent zugenommen hat: Langfristig gesehen sinken die Zahlen von Fahrrad-Unfällen auf Essener Stadtgebiet. Zumindest jene, die der Polizei gemeldet werden. Und das sind vor allem solche, bei denen Menschen schwer verletzt werden und ins Krankenhaus müssen. „Die Dunkelziffer der Unfälle ist sicher sehr viel höher“, sagt Polizei-Sprecher Peter Elke.

Unfallzahlen rückläufig

Zu den beliebtesten populären Irrtümern zählt, dass die Zahl der Rad-Unfälle stets zunimmt und Radfahrer immer rabiater werden – erst im vergangenen Jahr sind Bußgelder für Radler deutlich erhöht worden. Ein Blick auf die Statistik über Jahrzehnte zeigt jedoch: Während bis in die 90er Jahre stets mehr als 300 Rad-Unfälle pro Jahr auf Essens Straßen gezählt wurden, liegt die Zahl mittlerweile in der Regel unter 300.

Ausnahmen: Die Jahre 2009 (318 Unfälle) und 2011 (303 Unfälle). „Die Zahlen schwanken stark und sind nur schwer zu interpretieren“, sagt Jörg Brinkmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Klar für ihn ist aber: „Unter dem Strich nehmen die Zahlen in Essen ab.“ Zwar sinke auch die Zahl der Gesamtbevölkerung, aber: „Fahrräder und Radler sind deutlich mehr geworden. Nie gab es so viel Radverkehr auf Essens Straßen und Wegen wie heute. Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft“, betont Brinkmann.

Zu der neuen Popularität hätte sicherlich auch das deutlich verbesserte Radwege-Netz mit seinen alten Güterbahn-Trassen beigetragen. „Entsprechend ist es fast verwunderlich, dass die Unfall-Zahlen in Essen langfristig eher sinken als zunehmen“, sagt Brinkmann. Und verweist auf zwei weitere Trends, die die Zahlen eigentlich ansteigen lassen müssten: Mehr Ältere als je zuvor steigen aufs Rad – Stichwort E-Bike. In Zeiten von Mobiltelefonen, mutmaßt Brinkmann, würden heute mehr Rad-Unfälle gemeldet als je zuvor. Die Zahl der Rad-Toten in Essen ist übrigens seit Jahren kontinuierlich niedrig – sie liegt zwischen null und zwei pro Jahr.