Essen.

Die Geschäftsidee dürfte einträglich sein. Billigen Wein soll ein Rüttenscheider Weinhändler für rund 10.000 Euro pro Flasche an betuchte Kunden verkauft haben. Jetzt muss er sich wegen Betruges vor dem Landgericht Essen verantworten.

Die mitangeklagte Steuerhinterziehung in Höhe von rund 500.000 Euro hat der 50-Jährige vor der XII. Wirtschaftsstrafkammer bereits eingeräumt. Dass er seine Kunden betrogen hat, weist er dagegen zurück. Er will da selbst das arglose Opfer seiner Lieferanten gewesen sein. Er habe geglaubt, tatsächlich die Originalflaschen des französischen Weingutes im Burgund anzubieten.

300 Flaschen Wein sind gefälscht

Die „Domaine de la Romanée-Conti“ wird in Wikipedia als „eines der besten Weingüter der Erde“ bezeichnet. Bei einem Flaschenpreis von 10.000 Euro für einen edlen Pinot Noir muss diese Bewertung nicht weiter hinterfragt werden. Ein Vertreter des Gutes erläuterte den Essener Richtern gestern die Vertriebswege des Rotweines, der jährlich in wenige tausend Flaschen abgefüllt und vor allem bei Sammlern beliebt ist. Jedes Etikett ist nummeriert, jeder Korken mit einem Brandzeichen individualisiert. So lässt sich immer nachvollziehen, ob eine Flasche ein echter Romanée-Conti ist oder doch eine Fälschung mit billigem Wein.

Die 300 Flaschen, um die es im Essener Prozess geht, hat das Weingut zum großen Teil als Fälschung eingestuft. Anfragen nach der Echtheit des Weins gibt es in letzter Zeit häufiger, weil die Betrugsmasche mit Romanée-Conti um sich greift.

Sammler kaufen

Erst kürzlich kam das hessische Landeskriminalamt, nachdem eine verdächtige Flasche in Darmstadt auftauchte. Das Risiko, mit ihrer billigen „Plörre“ aufzufliegen, ist für Betrüger gering. Denn getrunken werden die Spitzenweine selten. Sammler legen sie in den Keller, hoffen auf Wertsteigerung.

Beim Rüttenscheider Weinhändler hofft die Staatsanwaltschaft, ihm die Betrugsabsicht nachweisen zu können. Nach ihrer Ansicht hat er seine Abnehmer jeweils getäuscht und ihnen Geschichten vorgegaukelt, wenn sie die Echtheit der Flaschen anzweifelten. Den Ermittlern erscheint auch die Verbindung zu einem Edel-Italiener in der City als Indiz, dass der Weinhändler nicht arglos war. Denn auf Anfrage soll der Gastronom die Nummern geliefert haben, die später auf den gefälschten Etiketten aufgedruckt waren. Auch gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft, das Verfahren ist aber noch nicht abgeschlossen. Am Donnerstag trat er als Zeuge vor Gericht auf, begleitet von Rechtsanwalt Martin Meinberg. Der Mandant werde schweigen, sagte er, denn er wolle sich nicht der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen.

Nach diesem Auftritt sprach der Gastronom dann doch noch zum Gericht: „Ich bin fertig. Ich hoffe, dass das Gericht die Wahrheit aufklären wird.“