Essen. Galerie Schütte erinnert an Armin Turk und seine Faszination für Farbe. Simone Haack sucht in ihrer Malerei die Spannung der jugendlichen Unschuld. Ein Überblick über die aktuellen Ausstellungen in Essener Galerien.

Seine Kunst kannte nur malerische Weite und endlosen Farb-Horizont. Das war Malerei, befreit von allem Gegenständlichen, Bedeutungsschweren, überirdisch schön, schwebend leicht und für den Betrachter regelrecht erhebend. Armin Turk hat der Farbe seine ganze Aufmerksamkeit geschenkt und nun „schaut die Farbe zurück“. So jedenfalls heißt es in einer Ausstellung in der Galerie Schütte, die ein Jahr nach dem zu frühen Tod des Velberter Malers und Folkwang-Absolventen Armin Turk an einen Großen der Region erinnert.

Parallel dazu zeigt Galerist Gerd Schütte in den Scheidtschen Hallen in Kettwig die Ausstellung „Armin Turk und Freunde“. Zahlreiche Weggefährten und Galerie-Kollegen haben sich hier eingefunden, von Volker Troche bis Helga Schlembach, von Manfred Vogel bis Norbert Fleischmann, die sich noch einmal vor dem zarten, zurückhaltenden Mann verneigen, dessen Pinselschwung vielleicht das Robusteste, Kraftvollste war.

Sanft wie subversiv

In Windeseile hat Armin Turk die Mischung aus Öl und Eitempera auf dem Segeltuch verteilt und dann so lange verwischt, bis nur noch hauchzarte Farbnebel blieben. Wie dazu gemacht, das Licht zu fangen, im sanften Silbergrau an die Grenze des Sichtbaren zu führen, im matten Gelb wieder aufschimmern zu lassen, bis es geradezu pulsiert im milden Orange, während die Farbe an den Rändern sacht ausbleicht, ein diffuser Pigmentnebel im Übergang zur Unendlichkeit.

„Weiße Schatten“ heißt passenderweise die Ausstellung von Simone Haack. Die Berliner Malerin präsentiert sich in der Galerie Obrist als Meisterin des Alptraumhaften. Ebenso sanft wie subversiv spielen ihre Figuren dabei mit dem Schauer und dem Schrecken, der jedem dieser handwerklich großartigen Gemälde eingewoben ist. Das Kind mit der Pistole, der Junge mit dem mysteriösen Blick, das Mädchen mit der fast durchsichtigen Haut überm Seelenpanzer – die vermeintliche Unschuld der Jugend verwandelt Haack auf ganz subtile Weise in einen Zustand der düsteren Vorahnung. So führt die Malerei der bekennenden David Lynch-Bewunderin ins Reich der unruhigen Träume, schaurigen Visionen und grotesken Vorstellungen, die auch den leisen Humor nicht außen vor lassen. Der Horror bleibt so nur eine Ahnung in dieser atmosphärisch aufgeladenen Malerei, die vor allem dank ihres famosen Umgangs mit Hell-Dunkel-Schattierungen etwas besonders Geheimnisvolles ausstrahlt. Sie fasziniert in ihrer Mischung aus Schönheit, Schrecken und Alltag.