Essen. . Oldtimer-Liebhaber Joachim Jantzen ist stolzer Besitzer eines Bugatti-Cabrios Typ 38. Es ist eines der ältesten Autos in Essen. Nach langem Winterschlaf faucht der exklusive Traum-Wagen wieder – pünktlich zum Start der 26. Techno Classica in der Messe Essen.
Die Märzsonne lacht vom satten azurblauen Himmel und die duftende Fischlakener Luft hat jetzt wohlige dreizehn Grad. Genau der richtige Moment, um den „Bugatti Typ 38“ endlich aus seinem langen Winterschlaf zu holen. Joachim Jantzen, der stolze Besitzer, zündet den kernigen Achtzylinder--Dreiventile-Motor, und ein kurzes, zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht. Sein Automobil, Baujahr 1926, eines der ältesten in Essen, es ist eine Wucht – und sofort da.
Herrgott-im-Himmel, was ist das für ein wahnsinniger Sound: Die Zwei-Liter-Maschine faucht so laut und wild wie ein Rennbolide und lässt die Zimmermannstraße, eine ruhige Straße mit faszinierendem Villa-Hügel-Blick, fast erbeben. Und jagt dem Zuhörer dieser PS-Symphonie einen Schauder über den Rücken. „Neuerdings habe ich einen zahmeren Auspuff drunter“, sagt Jantzen augenzwinkernd.
Die 26. "Techno-Classica 2014" in Essen
Die 26. „Techno-Classica Essen“ gilt noch vor der Pariser Retro-Schau als weltgrößter Club-Treff der Oldtimer-Szene. Sie beginnt am 26. März mit dem Vorschau-, Presse- und Fachbesuchertag und öffnet ihre Pforten für das breite Publikum vom 27. bis 30. März. Mehr als 1250 Aussteller aus über 30 Nationen haben in den 20 Hallen gebucht.
Seit ihrem Start 1989 hat die Techno-Classica beständig Trends in der Oldtimer-Szene gesetzt. Der Essener Bugatti-Liebhaber Joachim Jantzen hat übrigens schon 1972 eine Vorläufer-Veranstaltung der Techno Classica ins Leben gerufen. Mit beachtlichem Erfolg: Zur Premiere und im Jahr darauf kamen bereits 30 000 Autoliebhaber nach Essen.
Joachim Jantzen und Bugatti – diese ungewöhnlich innige Liebes-Beziehung geht schon ins vierte Jahrzehnt. Allein 25 Jahre führte der 72-jährige Oldtimer-Liebhaber den deutschen Bugatti-Club und nicht weniger als sechs Bugatti-Modelle – vom Typ 15 (Baujahr 1913) bis zum Typ 43 – sind seit 1977 durch seine Hände gegangen. Modelle, die aus einer der extravagantesten Fahrzeug-Schmieden stammen – und aus der stürmisch-romantischen Pionierzeit des Automobils.
Ein goldenes Zeitalter, in dem elektronische Wegfahrsperren und computergesteuerte Parkassistenten so weit weg waren wie der Mars von der Erde. „Der Typ 38 ist Mechanik pur und für seine Zeit dennoch Hightech“, sagt Bugatti-Aficionado Joachim Jantzen, und fügt hinzu: „Er ist das eleganteste Auto, das ich je besessen habe“.
Bugatti von 1926 in Essen
Sein „Typ 38“, ein bequemes Vier-Sitzer-Cabriolet, ist ein prachtvoller Hingucker: allein schon die langgezogenen taubenblau lackierten Kotflügel, die filigranen Speichenräder und die breiten Holz-Trittbretter. Dann die markanten, angephasten Scheinwerfer, die von „Bleriot“, dem Luftfahrtpionier, gefertigt wurden. Die Karosserie, mit reichlich Liebe zum Detail, sie stammt von „Lavocat Marsaud“, der berühmten Schmiede in Paris. Die Sitze aus bordeauxrotem Leder, der Lenkrad-Kranz aus Nussbaum – selbst Bugatti-Fans schnalzen mit der Zunge, wenn Jantzen mit seinem Pracht-Oldtimer vorfährt.
Sehr übersichtlich gestaltet sich das Armaturenbrett, das natürlich ein echtes Holzbrett ist: mit Drehzahlmesser, Öldruckanzeige und Amperemeter. Der Tachometer, der eigentlich 130 km/h Spitzengeschwindigkeit anzeigen könnte, fehlt übrigens wie bei jedem Bugatti. Neben der Zündverstellung gibt’s noch eine Hupe, die Benzineinspritzung für den Start, eine Gangschaltung mit einem richtigen Knüppel und – nachträglich eingebaut – ein Blinker. Was dem Laien am meisten auffällt und in der Märzsonne nur so funkelt: Chrom und nochmals Chrom. Doch Jantzen fährt dazwischen und korrigiert: „Pardon, was Sie sehen, ist Nickel, Chrom kam erst ein Jahr später."